Der Mercedes Kurzhauber LA 911 B als Reisemobil

Dies ist der dritte Teil meiner Artikelserie über Reisemobile.

Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge.

Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen… es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.

Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.

Oder du besuchst eines der großen Reisemobil- und Globetrottertreffen. Dort triffst du Reisende mit ihren Reisemobilen, kannst dir einiges ansehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Eine Übersicht über die Treffen und Termine gibt es auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Globetrotter.

Oder du abonnierst Keine Eile und verpasst keines der Interviews mehr, die es in nächster Zeit zum Thema Reisende und ihre Reisemobile geben wird.

Ich freue mich sehr, für mein drittes Interview Sabine Hoppe und Thomas Rahn gewonnen zu haben.

Im November 2009 sind Sabine und Thomas zu einer Weltreise mit ihrem Kurzhauber “Paula” aufgebrochen.

Paula brachte sie durch Europa und quer durch Asien. Von Singapur verschifften sie Paula 2011, um auf den amerikanischen Kontinent zu gelangen. Gestartet in den USA durchquerten sie Nord-, Mittel- und Südamerika. 2013 ging es mit dem Schiff von Argentinien nach Südafrika. Auf der letzten Etappe ging es durch Afrika. Ende August 2015 sind Sabine und Thomas mit Paula wieder in Deutschland angekommen.

Die Reisenden

Sabine Hoppe und Thomas Rahn

Sabine und Thomas mit dem Reisemobil Mercedes 911

Wir sind Sabine Hoppe und Thomas Rahn, beide Mitte dreißig und sind gerade eben von einer sechsjährigen Weltumrundung in unserem Oldtimer zurückgekehrt. Wir schreiben auf www.abseitsreisen.de von unserer Langzeitreise und stellen dort viele Infos für andere Reisende bereit. Wer nach ‚abseitsreisen‘ sucht wird auch bei Facebook fündig.

Seit mehreren Jahren berichten wir in live-kommentierten Diashows von unseren Erlebnissen und Begegnungen auf der Reise. Wer auf einer der Shows mit uns ein Stück um die Welt reisen möchte findet aktuelle Termine auf http://www.abseitsreisen.de/blog/reise-vortrage/termine/

Für die Bequemen gibt’s auch unseren Newsletter-Service

Das Reisefahrzeug

Mercedes Kurzhauber LA 911 B

Die leichten bis mittelschweren Kurzhauber wurden von 1959 bis 1995 gebaut. Man nannte sie Kurzhauber, weil der Motor nicht mehr wie bei den Vorgängerfahrzeugen (Langhaubern) komplett vor dem Fahrerhaus lag, sondern ein Stück in dieses hineingeschoben war. Die Kurzhauber waren sehr erfolgreich. Sie wurden fast in die ganze Welt geliefert und sind auch heute noch im Einsatz.

Der Mercedes 911 als Reisemobil

Der Mercedes 911 von Sabine und Thomas war früher beim Bundesgrenzschutz im Einsatz und wurde vom Vorbesitzer zum Wohnmobil umgebaut.

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Steckbrief des Mercedes Kurzhauber LA 911 B

Hersteller: Daimler Benz

Modell: LA 911 B / ehemaliges Fahrzeug des Bundesgrenzschutz

Baujahr: 1977

Kilometerstand: 217.000 km

Hubraum: 5,6 Liter

Leistung: angeblich 130 PS

Allrad: zuschaltbar

Zulässiges Gesamtgewicht: 7.500 kg

Zuladung: ausreichend

Sitzplätze: > 5

Führerscheinklasse: 3

Höchstgeschwindigkeit: 85 km/h

Reisegeschwindigkeit: je nach Untergrund 5 – 75 km/h

Kraftstoff: Diesel jeder Qualität

Preisklasse: 10.000 bis 25.000 Euro

Verbrauch auf 100 km: 22 Liter

Kfz-Steuer: k. A.

Versicherung: k. A.

Reparaturen: ca. 200 Euro pro Jahr

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Dies ist der dritte Teil meiner Artikelserie über Reisemobile. Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge. Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen... es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen. Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.…

Der Mercedes 911 als Reisemobil

Fahrkomfort - 2.5
Wohnraumgröße - 6
Wirtschaftlichkeit - 7
Geländegängigkeit - 7
Verfügbarkeit von Ersatzteilen - 7.5
Weltreisetauglichkeit - 7.5
Zuladung - 8
Reparatur- und Wartungsfreundlichkeit - 8
Unabhängigkeit - 8.5
Ersatzteilpreise - 9
Zufriedenheit mit dem Fahrzeug - 9

7.3

Punkte

User Rating: 4.45 ( 6 votes)

Die Vergabe von Punkten dient nicht dazu, die Fahrzeuge dieser Interviewreihe objektiv miteinander zu vergleichen. Sie bezieht sich auf das hier beschriebene individuelle Fahrzeug und auf die ebenfalls individuellen Gewohnheiten und Bedürfnissen seiner Bewohner und kann nur einen groben Überblick über die Eigenschaften dieses Reisemobils geben.

Warum habt ihr euch gerade für dieses Fahrzeug entschieden?

[tie_list type=“checklist“]

  • Der Kurzhauber ist ein sympatisches Fahrzeug mit positiver Ausstrahlung das uns sofort gefallen hat
  • Dazu sind die Kurzhauber nahezu weltweit verbreitet, was der Ersatzteilbeschaffung entgegenkommt
  • Das Fahrzeug ist robust, leicht zu reparieren, die Anschaffungskosten waren überschaubar und es bietet soviel Wohnraum, dass wir davon ausgegangen sind, man könne es über längere Zeit dauerhaft bewohnen.

[/tie_list]

Kommt ihr mit der Zuladung hin?

Ja, das war nie ein Thema.

Das Fahrgestell ist auf bis zu 9,6 Tonnen ausgelegt und außerhalb von Europa interessiert niemanden was in dieser unfassbar unübersichtlichen grün-weißen deutschen Zulassungsbescheinigung-Teil-2 steht. Innerhalb Europas müssen wir die Staukisten etwas ausmisten.

Schraubt ihr selbst, oder lasst ihr schrauben?

Die vergangenen Jahre haben wir nahezu alles selbst geschraubt, vom Radlager bis zum Motorblock, vom Anlasser bis zum Dichtring am Getriebe.

Die Technik am Kurzhauber ist einfach und robust, manchmal braucht man eine dritte oder vierte Hand da die Bauteile recht schwer sind, aber es geht im Prinzip alles ohne fremde Hilfe und ohne Spezialwerkzeug.

Das Einzige was wir in einer Werkstatt machen ließen war die Kupplung und das Aufbiegen der Blattfedern.

Hattet ihr Vorkenntnisse, oder unterwegs schrauben gelernt?

Interessanter Punkt.

Wir konnten NICHTS bevor wir auf die Reise gestartet sind.

Vor dem Aufbruch im Spätherbst 2009 haben wir zum Test einmal ein Rad gewechselt, das war’s. Auf der Reise haben wir das Fahrzeug Stück um Stück kennengelernt, mittlerweile hatten wir fast jedes Bauteil schon einmal in der Hand.

Wo schraubt ihr (auf der Straße/Schrauberhalle/Werkstatt, o. ä.)?

Wir schrauben wo immer es nötig ist.

Wenn’s irgendwo klappert ist es am besten man macht’s gleich.

Nachdem wir nun so lange am Stück auf der Reise waren, fanden sämtliche Wartungs- und Reparaturarbeiten dort statt, wo wir gerade waren: Am schlammigen Wegesrand, im moskitoverseuchten Dschungel, in der Wüste bei Sandsturm oder auf einem vollurinierten Lkw-Stellplatz. Nicht immer ideal aber so ist es halt wenn man unterwegs ist.

Was braucht ihr zum Schrauben (Hammer oder Notebook)?

Wir haben zwei gut gefüllte und furchtbar schwere Kisten mit Standardwerkzeug, einen 5 Kilo-Hammer und zwei Klauenschlüssel für die Radlager. Einer der Schlüssel original von Benz, der andere in Malaysia von einem Hinterhofschweißer aus einem Wasserrohr gebastelt.

Wie hoch ist der Reparatur- und Wartungsaufwand?

Hoch.

Es ist ein altes Fahrzeug und die alten Kisten waren für tägliche Wartungsarbeiten ausgelegt.

Es geht sicher auch ohne, aber wenn man sein Fahrzeug mag und weiß, dass man darauf angewiesen ist um nicht mitten in der nächsten Wüste stehen zu bleiben, dann nimmt man gerne einmal öfter die Fettpresse in die Hand.

Abgesehen von zahlreichen Reifenpannen, sind wir tatsächlich sechs Jahre auf den übelsten Strecken der Welt in fünf Kontinenten ohne schwerwiegende Pannen ausgekommen, die uns zum Stehenbleiben gezwungen hätten. Wahrscheinlich auch weil wir immer repariert und getauscht haben sobald sich ein Defekt angekündigt hat. Also keine üblen Pannen, aber geschraubt haben wir viel, sehr viel.

Zur reinen Technik des Basisfahrzeugs kommt beim Reisen natürlich noch die Innenausstattung und sonstige Ausrüstung. Bei den extremen Beanspruchungen hat nahezu jedes Teil irgendwann den Geist aufgegeben, Laptop, Wasserpumpen, Ladegeräte und grundsätzlich alles was aus Plastik hergestellt ist. Zu reparieren war fast jeden Tag irgendetwas.

Welche Umbauten habt ihr am Mercedes 911 vorgenommen?

Paulas Vorbesitzer hat den Lkw zum Wohnmobil umgebaut. Wir haben einige kleine Veränderungen vorgenommen, eher Kleinigkeiten wie eine Schiebetür als Durchgang zur Fahrerkabine oder einen Holzofen.

Welche waren sinnvoll?

Insbesondere ein großes Tankvolumen zahlt sich aus wenn man auf Reisen ist. Ansonsten können wir nur unseren Vorbesitzer loben – der rustikale aber durchdachte Innenausbau ist nach wie vor genial.

Welche Umbauten kann man sich sparen?

Alles.

Man kann auch mit einem alten Opel Kadett um die Welt fahren. Luftmatratze in den Kofferraum – fertig.

Es ist nur eine Frage was ich dabeihaben WILL, wieviel Komfort, Autarkie, Off-Road-Tauglichkeit ich glaube zu brauchen. So mancher kann oder will nicht ohne Fußbodenheizung im Reisemobil, ein anderer kriecht in den Schlafsack wenn ihm kalt ist.

Reisen kann man mit jedem Fahrzeug. Und auch ohne.

Der Mercedes Kurzhauber LA 911 B als Reisemobil

Der Ausbau des Kurzhauber 911

[box type=“success“ align=““ class=““ width=““]

Selbstausbau

Wohnfläche: 11

Wie viele Personen reisen mit: 2 und gelegentlich Gäste

Größe Frischwassertank: 300 Liter

Größe Abwassertank: Bitte was?

Solarpanele: 220 Watt

Batterien: 210 Ah bei 24 V

Generator: –
Stromverbrauch pro Tag: 10 – 40 Ah

Kühlschrank: Dometic 24 V

Heizung: Truma 4000W Gas-Luft Heizung + Holzofen

Dusche: ja

Sonstiges: Thetford Toilette, Holzofen

[/box]

Wie lange habt ihr den Mercedes 911 B schon?

8 Jahre.

Lebt ihr dauerhaft im Fahrzeug oder nur für die Dauer einer Reise?

Wie man’s sieht.

Die vergangenen 6 Jahre lebten wir dauerhaft im Fahrzeug mit kurzen Unterbrechungen wenn wir auf Heimaturlaub in Deutschland waren.

Trotzdem auch irgendwie für die Dauer einer Reise…

Wie lange habt ihr am Fahrzeug geschraubt und es ausgebaut bis ihr eingezogen, bzw. losgefahren seit?

2 Monate.

Warum reist ihr mit dem eigenen Fahrzeug?

Wer wirklich lange unterwegs ist wird wissen wie schön es ist, das eigene Zuhause immer dabei zu haben.

Wohin reist ihr? Wohin seit ihr schon gereist mit dem Mercedes LA 911 B?

Europa, Asien, Nord-, Zentral- und Südamerika, Afrika.

Australien haben wir beiseite gelassen. Dort gibt es zwei Bestimmungen die den Import unseres Oldtimer quasi unmöglich machen: Kein unbehandeltes Holz im Fahrzeug und ‚clean like new‘.

Wie viele Kilometer fahrt ihr pro Jahr mit dem Fahrzeug?

Im Schnitt etwa 20.000 Kilometer.

Wie lang war die bisher längste gefahrene Strecke?

Einmal um die Welt.

120.000 Kilometer durch 54 Länder auf 5 Kontinenten.

Wo übernachtet ihr normalerweise?

10% Campingplätze

40% Wohnmobilstellplätze

50% Freie Plätze

Wie lange seit ihr mit dem Mercedes 911 “autark”?

Zwei bis drei Wochen.

Wie oft wurdet ihr schon Opfer eines Gasüberfalls? Und wie reagiert ihr darauf?

Noch nie.

Wir sind schließlich durch Asien, Afrika und die Amerikas gereist und nicht durch so gefährliche Gegenden wie Zentral- und Südeuropa.

Aber auch wir hatten uns vorab Gedanken zu diesem Punkt gemacht und einen Gaswarner eingebaut, den wir, vor allem wegen unseres Gasherdes, Gasofens und Holzofens, jede Nacht aktivieren.

Nennt 4 Punkte, die an eurem Mercedes 911 einfach geil sind.

[tie_list type=“thumbup“]

  • Sieht sympatisch aus und erntet weltweit positive Aufmerksamkeit
  • Ist unglaublich gemütlich
  • Man kann nur lächeln wenn uns ein anders Fahrzeug im chaotischen Stadtverkehr rammt. Ein Kratzer mehr oder weniger fällt niemanden auf
  • Das Geilste: Es hat uns einmal um die Welt gefahren

[/tie_list]

Nenne 3 Punkte, die dich voll nerven

An die unfassbare Langsamkeit gewöhnt man sich, an den Lärm nicht. Daher drei Punkte die nerven:

[tie_list type=“thumbdown“]

  • Es ist zu laut
  • Es ist zu laut
  • Es ist zu laut

[/tie_list]

Was ist verbesserungsfähig?

[tie_list type=“lightbulb“]

  • Andere Reifen, nämlich solche die man auch außerhalb von Europa kaufen kann
  • Bessere Gräuschdämmung in der Fahrerkabine
  • Endlich das Loch im Dach finden durch das es auf’s Bett regnet
  • Den Innenausbau könnte man etwa eine Tonne leichter hinbekommen – dann ging’s über die Pässe auch etwas schneller hinauf

[/tie_list]

Würdet ihr das gleiche Fahrzeug wieder kaufen?

Für eine Weltumrundung? Ja.

Welches Fahrzeug wäre eine Alternative? Warum?

Schwierige Frage.

Kommt ganz darauf an was man vorhat.

Für eine kurze Reise von ein paar Monaten wäre ein kleineres Fahrzeug sicherlich in mancherlei Hinsicht praktischer.

Hattet ihr vorher schon andere Fahrzeuge? Welche?

Einen kleinen Misubishi L300 als Reisemobil für eine Reise durch Neuseeland und einen T4 syncro für Reisen in Europa.

Habt ihr mit dem Mercedes Kurzhauber LA 911 B euer Traumauto gefunden?

Nein. Ich will einen roten Ferrari.

[divider style=“normal“ top=“20″ bottom=“20″]

Vielen Dank an Sabine und Thomas für die vielen Informationen.

Wenn du jetzt noch mehr erfahren möchtest über den Mercedes Kurzhauber LA 911 B als Reisemobil, dann schau gleich mal bei abseitsreisen vorbei.

 

Weitere Interviews aus der Interviewreihe Reisefahrzeuge

 

Sabine und Burkard Koch im Interview über ihr Reisemobil den Steyr 12M18

 

Andre Bonsch im Interview über sein Reisemobil den Mercedes Benz Vario 814 D

 

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