Karin Döring und Manfred Leyendecker-Döring im Interview über ihr Reisemobil den Mercedes 1017 A.
Dies ist der fünfte Teil meiner Artikelserie über Reisemobile.
Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge.
Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen… es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.
Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.
Oder du besuchst eines der großen Reisemobil- und Globetrottertreffen. Dort triffst du Reisende mit ihren Reisemobilen, kannst dir einiges ansehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Eine Übersicht über die Treffen und Termine gibt es auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Globetrotter.
Oder du abonnierst Keine Eile und verpasst keines der Interviews mehr, die es in nächster Zeit zum Thema Reisende und ihre Reisemobile geben wird.
Ich freue mich sehr, für mein fünftes Interview Die Ausreiser – Karin und Manfred – gewonnen zu haben.
Mit einem ausgedienten Bundeswehr LKW, der von ihnen zum Expeditionsmobil umgebaut wurde, sind Karin und Manfred seit April 2013 auf Weltreise.
Start der Reise war in Uruguay. Zunächst ging es in Richtung Süden – über Argentinien und Chile nach Feuerland. Jetzt sind die beiden nordwärts unterwegs. Peru, Ecuador, Kolumbien. Während ich diese Zeilen schreibe, wird der LKW per Schiff nach Panama verschifft.
Nach mehr als 2 Jahren in Südamerika geht die Fahrt also demnächst in Mittelamerika weiter.
Die Reisenden
Karin Döring und Manfred Leyendecker-Döring
Karin und Manfred sind aus Grafing bei München und leben seit 2013 im Wohnmobil.
Reisen ohne Zeitlimit war schon immer ihr Traum, den sie nun auch leben.
Mehr zu Karin und Manfred und ihrer Reise erfährst du auf ihrer Website Die Ausreiser und auf Facebook.
Das Reisefahrzeug
Mercedes Benz 1017 A
Der Mercedes Benz 1017 gehört zur so genannten “Neuen Generation” (NG), eine Baureihe, die von 1973 bis 1988 gebaut wurde. Sie war ein Verkaufsschlager und wurde auf der ganzen Welt verkauft. Als Mercedes Benz 1017 bzw. 1017 A wurde die Neue Generation auch an die Bundeswehr geliefert.
Die Bezeichnung 1017 setzt sich zusammen aus dem zulässigen Gesamtgewicht (10t) und der Motorleisung (170 PS). Das A steht für den zuschaltbaren Vorderachsantrieb (Allrad).
MOMO, das MOnsterMObil, wurde für die geplante Weltreise ausgewählt und zum Expeditionsmobil ausgebaut.
Steckbrief des Mercedes Benz 1017 A
Hersteller: Mercedes Benz
Modell: 1017 A
Baujahr: 1988
Kilometerstand: 88.000 km
Hubraum: 5,6 Liter
Leistung: 170 PS
Allrad: zuschaltbar
Zulässiges Gesamtgewicht: 11.000 kg
Zuladung: ausreichend
Sitzplätze: 2
Führerscheinklasse: 2 / CE
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Reisegeschwindigkeit: 80 km/h
Kraftstoff: Diesel
Preisklasse: > 100.000 Euro
Verbrauch auf 100 km: 25 Liter
Kfz-Steuer: Wenn das Fahrzeug ganzjährig in Deutschland zugelassen wäre kostet es ca. 800€ pro Jahr.
Versicherung: 200 Euro
TÜV: k. A.
Reparaturen: ca. 100 Euro pro Jahr
Der Mercedes 1017 A als Reisemobil
Wirtschaftlichkeit - 5.5
Wohnraumgröße - 6
Unabhängigkeit - 7
Verfügbarkeit von Ersatzteilen - 7.5
Ersatzteilpreise - 7.5
Fahrkomfort - 7.5
Reparatur- und Wartungsfreundlichkeit - 8
Weltreisetauglichkeit - 8
Zuladung - 10
Geländegängigkeit - 10
Zufriedenheit mit dem Fahrzeug - 10
7.9
Punkte
Die Vergabe von Punkten dient nicht dazu, die Fahrzeuge dieser Interviewreihe objektiv miteinander zu vergleichen. Sie bezieht sich auf das hier beschriebene individuelle Fahrzeug und auf die ebenfalls individuellen Gewohnheiten und Bedürfnissen seiner Bewohner und kann nur einen groben Überblick über die Eigenschaften dieses Reisemobils geben.
Warum habt ihr euch gerade für den Mercedes 1017 A entschieden?
Wir wollten ein robustes und geländegängiges Fahrzeug ohne Elektronik, das man praktisch überall auf der Welt reparieren kann.
Der 1017 von der Bundeswehr wurde bis Ende der 90er millionenfach in alle Welt verkauft und war für uns die beste Wahl.
Kommt ihr mit der Zuladung hin?
Das Fahrzeug hat von Haus aus 12,2 t. Wir haben ihn zurzeit mit 11 t zugelassen und kommen voll beladen auf knapp 10,5 t.
Die Zuladung spielt für uns also keine Rolle.
Schraubt ihr selbst, oder lasst ihr schrauben?
Kleine Reparaturen machen wir selbst.
Für größere Reparaturen suchen wir uns eine Werkstatt.
Hattet ihr Vorkenntnisse, oder unterwegs schrauben gelernt?
Bevor wir losgefahren sind haben wir für 3 Tage einen Schrauberkurs gemacht, weil wir keine Ahnung von LKWs hatten.
Unterwegs haben wir dann noch einiges von anderen Reisenden gelernt und den Rest – learning by doing.
Wo schraubt ihr (auf der Straße/Schrauberhalle/Werkstatt, o. ä.)?
Überall wo es geht: Wiese, Campingplatz, Werkstatt, Straße.
Was braucht ihr zum Schrauben (Hammer oder Notebook)?
Werkzeugkasten und Notebook, weil da die technischen PDFs drauf sind.
Wie hoch ist der Reparatur- und Wartungsaufwand?
Bisher ist er verschwindend gering.
Alle 3.000 – 4.000 km abschmieren.
Ansonsten jeden Monat eine technische Durchsicht und alle 15.000 km Ölwechsel.
Welche Umbauten habt ihr am Mercedes 1017 A vorgenommen?
- größerer Tank mit 400 Liter
- Einzelbereifung mit 365/85R20 Geländereifen
- beheizter Separ Filter
- Luftansaugung nach oben gelegt
- Klimaanlage für´s Fahrerhaus
- Heckträger mit Kran fürs Reserverad
- Halterung für Sandbleche und Reservekanister
- Dachgepäckträger mit Boxen auf dem Fahrerhaus
- Tagfahrlicht
Welche waren sinnvoll?
Die Montage von Geländereifen ist vielleicht nicht zwingend notwendig.
Sie sind auch schwer zu beschaffen und teuer in der Anschaffung.
Eventuell werden wir irgendwann mal auf Straßenreifen umrüsten.
Welche Umbauten kann man sich sparen?
Das kommt drauf an welchen Komfort man haben will.
Wir sind mit dem zufrieden was wir haben und würden alles genauso nochmal machen.
Der Mercedes 1017 A als Reisemobil
Der Ausbau des Mercedes 1017 A
Selbstausbau
Wohnfläche: 11,5 qm
Wie viele Personen reisen mit: 2
Größe Frischwassertank: 400 Liter
Größe Abwassertank: 100 Liter im Bad, 60 in der Küche, 100 Liter Fäkalien
Solarpanele: 400 Watt
Batterien: 3 x 265 Ah bei 12 V
Generator: mobiler Endress 1.300 W
Stromverbrauch pro Tag: 100 Ah
Kühlschrank: Waeco 145 Liter + Engel Kühlbox 45 Liter (beide Kompressor)
Heizung: Truma C6002 Gasheizung mit Warmwasserboiler
Dusche: ja
Sonstiges: 24V Klimaanlage, TECMA Zerhacker WC, zusätzliche Blattfeder hinten, Tagfahrlicht
Wie lange habt ihr den Mercedes 1017 schon?
Wir haben das Auto nun 3,5 Jahre.
Lebt ihr dauerhaft im Fahrzeug oder nur für die Dauer einer Reise?
Wir sind dauerhaft auf Reisen.
1 Mal im Jahr machen wir für ca. 6 Wochen Heimaturlaub.
Wie lange habt ihr am Fahrzeug geschraubt und es ausgebaut bis ihr eingezogen, bzw. losgefahren seit?
Im Frühjahr 2012 haben wir das Fahrgestell gekauft und danach die Wohnkabine angeschafft.
Von Juli 2012 bis Februar 2013 haben wir den Ausbau und die Außenarbeiten am Fahrzeug gemacht, oder zum Teil auch machen lassen.
Im März 2013 sind wir eingezogen.
Warum reist ihr mit dem eigenen Fahrzeug?
Wir sind damit völlig unabhängig und insbesondere bei Regentagen genießen wir den Komfort auf unseren 11,5 qm.
Wohin reist ihr? Wohin seid ihr schon gereist mit dem Mercedes 1017?
Die letzten 2,5 Jahre haben wir Südamerika bereist und sind nun auf dem Weg nach Mittelamerika.
Wie viele Kilometer fahrt ihr pro Jahr mit dem Fahrzeug?
Wir fahren ca. 20.000km pro Jahr.
Rein statistisch haben wir für 2013 & 2014 1.700 km/Monat erfasst.
Wie lang war die bisher längste gefahrene Strecke?
Die längste Tagesetappe lag bei knapp 400 km.
Insgesamt sind wir in Südamerika in 2,5 Jahren 47.000 km gefahren.
Wo übernachtet ihr normalerweise?
30% Campingplätze
0% Wohnmobilstellplätze
70% Freie Plätze
Wie lange seit ihr mit dem Mercedes 1017 “autark”?
3 bis 4 Wochen geht schon, wenn wir uns mit dem Frischwasser einteilen .
Alle 10-14 Tage müssen wir mal kurz um die Ecke fahren und unseren Fäkaltank leeren.
Strom haben wir eigentlich immer ausreichend, sofern die Sonne ein paar Stunden scheint.
Ansonsten kommt der Generator zum Einsatz, den wir aber bisher noch nicht gebraucht haben.
Wie oft wurdet ihr schon Opfer eines Gasüberfalls? Und wie reagiert ihr darauf?
Zum Glück sind wir nicht in der Hochsaison in Frankreich unterwegs.
In Südamerika hält man dir eher ein Messer vor die Nase.
Wir haben aber sogar einen Gaswarner installiert, den wir aber meistens ausgeschaltet haben. Den schonen wir für Europa…
Nennt 4 Punkte, die an eurem Mercedes 1017 A einfach geil sind.
- wir fühlen uns wie Zuhause (dahoam) und vermissen nichts, wirklich nichts außer unseren Kindern
- der gemütliche Innenraum
- wir finden unser taubenblaues Auto ist einfach ein Hingucker
- Unser großes Panorama Dachfenster, das Bad und der Backofen
Nennt 3 Punkte, die euch voll nerven
- Die Wartezeiten und die Kosten der Verschiffung
- Die Stechmücken
- 40 Grad und 90% Luftfeuchte
Was ist verbesserungsfähig?
Wir würden es genauso wieder bauen und haben am Fahrzeug nichts auszusetzen.
Würdet ihr das gleiche Fahrzeug wieder kaufen?
Auf jeden Fall.
Welches Fahrzeug wäre eine Alternative? Warum?
Wenn wir irgendwann mal Europa bereisen werden, müssen wir wegen Schadstoffklasse und Wirtschaftlichkeit das Ganze überdenken, aber darüber machen wir uns erst Gedanken wenn es soweit ist.
Hattet ihr vorher schon andere Fahrzeuge? Welche?
In den 90ern hatten wir mal für 2 Jahre ein Alkoven Wohnmobil.
Ansonsten mehrmals gemietete Wohnmobile in USA.
Habt ihr mit dem Mercedes 1017 euer Traumauto gefunden?
Ja, wir finden es einfach toll und lieben unser Auto.
Wir genießen jeden Tag und sind froh und glücklich, dass wir unseren Traum leben können.
Vielen Dank an Karin und Manfred!
Wenn du jetzt noch mehr erfahren möchtest über den Mercedes 1017 als Reisemobil, dann schau gleich mal bei den Ausreisern vorbei.
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Liebe Nina!
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Bilder vom Innenraum findest du auf dem Blog von Karin und Manfred. Den Link dorthin findest du im Artikel.
:)
toller beitrg, ich schreibe nun selbst immer mehr über reisen und finde solche Beiträge echt interessant!!1
was aber noch fehlt und was mich mega interessiert, ist wie es innen aussieht, was man aus so einem Lkw denn machen kann!
lg