Dieses Mal versuchen wir zwecks Visaverlängerung einen so genannten Visa-Run. Dazu muss man kurz aus Thailand aus- und wieder einreisen. Neues Visum, neuer Stempel, alles gut.
Damit uns über Weihnachten nicht die Sonne auf den Kopf fällt, haben wir uns zum heiligen Fest was ganz besonderes ausgedacht und sind, um ein weiteres 60 Tage Bleiberecht (Visa) zu bekommen, mal kurz nach Burma gefahren. Das muss man so machen, denn ohne auszureisen kann man nicht einreisen. Ohne in Thailand einzureisen, können wir nicht unser zweites 60 Tage Visum bekommen.
Myanmar (Burma)
Spaß mit Visa Teil III
Soviel zur kleinen Visakunde.
Also sind wir mit der Frühfähre nach Ranong gefahren und dann auf direktem Wege zum Immigration Office gegangen.
Hier muss man sich per Stempel bestätigen lassen, dass man das Land verlassen hat (Ausreisestempel). Danach sollte man dann zusehen, dass man das Land auch wirklich verlässt.
Auf Grund der geographischen Nähe zu Burma, bietet es sich an, hier hin zu fahren. Dazu braucht man, da es keine Straßenverbindung gibt, ein Boot. Wir haben keins, wissen aber, dass es am Hafen Boote gibt. Also geht es zurück zur Pier. Und als hätten wir einen Ausreisestempel auf der Stirn, dauert es nicht lange und wir können uns der „Schlepper“ nicht mehr erwehren, die sich an uns heranmachen und uns nach Burma bringen wollen.
Nach überaus zähen Preisverhandlungen werden wir uns einig, zahlen 300 Baht und eine Tüte Kekse. Man führt uns durch eine dunkle Hafengasse in ein schmieriges Restaurant. Urplötzlich herrscht Totenstille und als wir das Lokal mit unserem Führer durch die Hintertür wieder verlassen, spüren wir wie zahlreiche Augenpaare auf unseren Rücken brennen und uns durch die Dunkelheit verfolgen.
Nun finden wir uns im Zwielicht einer großen Halle, die zum Wasser hin offen ist, wieder. Es riecht übelst nach Fisch und in den dunklen Ecken sind finstere Gestalten damit beschäftigt Fischernetze zu stricken. Die Ruhe wird nur gelegentlich durch den Ruf der gemeinen Hauskatze unterbrochen. Instinktiv sehen wir uns nach eventuellen Fluchtmöglichkeiten um, doch anscheinend will man uns noch ein wenig zappeln lassen.
Am Anleger werden wir anscheinend schon erwartet. Ein Tier von einem Mann mit einem Bootshaken in den Händen mustert uns von oben bis unten und macht sich an den im Wasser dümpelnden Holzbooten zu schaffen. Eine der zwielichtigen Gestalten, die überall in den Ecken sitzen, wird zum Käpt’n ernannt, bekommt letzte Anweisungen und zusammen gehen wir an Bord eines sportlichen Holzbootes. Wie sich dann später herausstellt, sieht das Boot so sportlich aus, weil es tiefergelegt ist. Noch später soll sich zeigen, dass es gar nicht tiefer gelegt ist, sondern nur voll Wasser ist.
Dem Kenner und Befürworter von lauten und qualmenden Zweitaktmotoren unter uns, zeigt sich sofort, dass unsere Antriebsmaschine sich in einem bedauernswerten Zustand befindet. Das gute Stück von der Größe eines Rasenmähermotors klötert und klingelt wie ein Beutel Kleingeld und aus sämtlichen Dichtungen tropft das Öl. Und so stechen wir vergnügt und voller Zuversicht nach anfänglichen Startschwierigkeiten des Motors in Richtung Burma in See.
Unsere Fahrt nimmt nach wenigen Minuten vor einem auf hohen Pfeilern gebauten Schuppen gegenüber ein jähes Ende. Schnell erkennen wir, dass dies noch nicht die burmesische Einreise, sondern nur die Tankstelle ist.
Über ein Tau bunkern wir Treibstoff.
Schon nach fast kurzer Zeit stottert unser Motor wieder und unser Käpt’n grinst uns völlig verschwitzt mit der Reisleine in der Hand an und tätschelt liebevoll das gute Stück.
Schwungvoll durchpflügen wir das Knäuel aus wartenden Booten und schippern neuen Abenteuern entgegen.
Unser Bootsführer gibt alles, der Motor auch. Wir suchen Schutz vor der hereinspritzenden Gischt. Trotzdem überholen uns alle anderen Boote. Na gut, wir sind zwar nicht die schnellsten, aber mit Abstand die lautesten und so chic sportlich tief wie wir liegt auch kein anderer im Wasser. Plötzlich herrscht Stille.
Entspannt legen wir uns zurück, genießen die Ruhe zwischen Thailand und Burma und beobachten interessiert die heraufziehenden Regenwolken.
Unser Bootführer ist irgendwie gar nicht so entspannt. Nach einem kritischen Blick in den Tank, fängt er wieder an zu schwitzen und macht sich nervös am Motor zu schaffen. Freundlich lächelt er uns zu, holt einen großen Hammer aus seiner Werkzeugkiste und deutet auf das Getriebe. Durch sanftes bearbeiten sämtlicher beweglichen Teile gelingt es ihm, den Klemmer zu beseitigen und so ist, nach dem üblichen Kampf mit der Reisleine, die Luft schon bald erfüllt vom sanften Klötern unseres Antriebaggregates und der Qualm lässt erkennen, dass im inneren des Motors wieder eine Verbrennung statt findet.
So starten wir, im mittlerweile einsetzenden Regen und stets guter Dinge, einen weiteren Versuch Burma doch noch zu erreichen.
Nach 30 Minuten Fahrtzeit tauchen wir schwungvoll ein in die Ansammlung von Booten, die vor der Einreisebaracke von Burma liegen und kündigen unser Kommen durch einen lauten Rumms an, als wir gegen den Anleger krachen. Die gerammten Bootsführer sind begeistert und es sieht so aus, als hätte unser Käpt’n gerade neue Freunde gefunden.
In der Amtsstube fällt uns als erstes auf, dass auch die Burmesen ein Faible für Uniformen haben. Sogar noch mehr als die Thailänder. Um die Uniformen zu schonen, hat man sie fein säuberlich auf Bügeln in die Ecke gehängt und nutzt hier sein ganz privates Unterhemd zur Arbeit.
Die Formalitäten sind schnell erledigt und für 300 Baht (15 DM) gibt es hier einen schicken Stempel. Wir versuchen zu erklären, dass wir eigentlich nur mal kurz vorbeigucken wollten, und auch gerne noch einen Ausreisestempel hätten. Doch wir erfahren, dass wir in der falschen Behörde sind und man schickt uns zu den Kollegen von der Ausreise.
Also besteigen wir wieder unsere Jacht und stechen erneut in See. Während sich die Einreisehütte am Rande einer kleinen Insel befindet, müssen wir, um einen Ausreisestempel zu bekommen, noch bis zum Festland weiter fahren. Im Einzimmerbürohaus der burmesischen Ausreisestempler werden wir freundlich empfangen und man versucht uns mit ein paar Bonbons zu einem längeren Aufenthalt zu überreden.
Dankend lehnen wir ab und verlassen mit einer handvoll Bonbons und zwei Ausreisestempeln das Büro. Am Hafen angekommen sehen wir zwar unser Boot, aber nicht den Käpt’n, so dass uns noch Zeit für ein Schwätzchen mit der burmesischen Jugend bleibt.
Die meisten hier sind als Fremdenführer groß im Geschäft und man würde uns gerne um eine paar Baht erleichtern und uns die Stadt zeigen. Als der kleinste von allen auch noch auf Deutsch bis Drei zählen kann, werden wir fast schwach, doch da taucht unvermittelt unser Käpt’n mit einer 1,5 ltr. Pepsiflasche voll Öl wieder auf.
Nach Beendigung der Wartungsarbeiten und Kontrolle sämtlicher Füllstände an unserem Motor macht sich unser Käpt’n höchstpersönlich daran, das Wasserölgemisch aus dem Rumpf des Bootes zu entfernen. Nun endlich können wir wieder Kurs auf Thailand nehmen. Etwas müde aber dennoch entspannt, können wir nach insgesamt betrachtet relativ ruhiger Rückfahrt, glücklich wieder in Thailand einreisen. Erst mal nur physisch, um dann offiziell und auch richtig da zu sein, muss man dann noch kurz auf das Amt, Antrag ausfüllen, auf den Stempel warten, fertig.
Weil wir anschließend noch ein bisschen Zeit über haben, beeilen wir uns noch ein bisschen und hasten im Laufschritt zur letzten Fähre nach Ko Phayam, die wir schließlich entgegen unseren Erwartungen doch noch erreichen.
[divider]
Auch schon mal einen Visa-Run gemacht? Erzähl doch mal… am Seitenende kannst du einen Kommentar schreiben…
Hilf mit keine-eile bekannter zu machen und teile den Artikel auf Facebook, Twitter und Google+