Mitte November 2016 sind wir in Deutschland aufgebrochen, um in Portugal den Winter zu verbringen. Von Badajoz in Spanien aus sind wir dem Rio Guadiana langsam in die Algarve gefolgt. Den tiefsten Winter verbrachten wir an Stränden und auf Klippen. Als es wieder wärmer wurde sind wir zurück ins Alentjeo, an den Rio Guadiana und noch weiter nordwärts. Nun ist es langsam Zeit an die Rückfahrt nach Deutschland zu denken.
Die Pläne für die Rückreise werden immer konkreter. Die bevorstehenden Ostertage wollen wir nutzen, um hoffentlich weitestgehend Lkw frei vor allem durch Frankreich und Deutschland fahren zu können.
Gründonnerstag ist in weiten Teilen Spaniens ein Feiertag. Karfreitag ist in Spanien überall Feiertag. In Frankreich leider nicht überall. Aufgrund der vielen Feiertage gehen wir mal davon aus, dass auch am Samstag nicht viele LKW unterwegs sein werden.
So wollen wir Mittwoch und Donnerstag durch Spanien fahren, Freitag, Samstag und Sonntag Frankreich durchqueren und den Rest des Osterfestes dann auf den deutschen Autobahnen verbringen. So viel zum Plan.
Bis dahin haben wir noch ein paar Tage Zeit. Wir schauen uns noch einen letzten Stausee in Portugal an. Den Barragem de Almeida. Ein paar entspannte Tage bei bestem Wetter werden uns gegönnt. Zuerst parken wir an einem Picknickplatz direkt am See. Wo wir die Gelegenheit haben unsere letzten Doradenbestände zu grillieren. Bis wir bei einem unserer ausgedehnten Spaziergänge (wann hört eigentlich Spazieren gehen auf und wandern fängt an?) die Ruinen eines ehemaligen Wehrturmes stoßen. Mit super Aussicht über die Landschaft. Am darauffolgenden Tag parken wir um.
Während unten am See doch hin und wieder vor allem portugiesische Tagesausflügler vorbeikamen, stehen wir hier oben angenehm abseits vom eigentlich nur spärlich vorhandenen Trubel unten im Tal. Es ist windstill und knalleheiß. Sonst haben wir meistens mit der Tür zur Sonne geparkt. Doch seit einiger Zeit hat sich unser Parkverhalten verändert. Wir versuchen nun die Tür auf der Schattenseite zu haben, weil es sonst spätestens zum Mittag im Auto zu warm wird.
Die Tage verbringen wir damit die Vorzüge des günstigen portugiesischen Internets auszukosten. Liegengebliebene Arbeit zu erledigen, Fotos und Filme hochzuladen, Updates ziehen, usw.
Auch braucht unser treues Reisegefährt noch etwas Pflege. Und so steht eine Komplettwartung mit Abschmieren aller Gelenke, fetten, ölen, inklusive Aufbocken, um die Kreuzgelenke der Vorderachse noch mit frischer Schmiere zu versorgen, an.
Es ist mal wieder Vollmond und auch an diesem Platz gibt es zum Abschied – aufgrund der Fernsicht in alle Richtungen – nochmal einen tollen Sonnenuntergang mit gleichzeitigem Mondaufgang auf der anderen Seite. Was den Abschied nicht gerade einfacher macht.
Nützt ja nix – Mittwoch vor Ostern, kurzer Prozess, Motor an.
Augen zu und durch. Richtung Vilar Formosa. Von da rüber nach Spanien. Dann: Premiere Grenzkontrolle.
Direkt am Grenzübergang hat sich eine Gruppe GNR Mitarbeiter formiert, um den Transitverkehr zu überwachen. Und wir dürfen dabei sein. Also rechts ran fahren. Motor aus. Fahrzeugpapiere, Führerschein, Personalausweis vorzeigen. Im kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass die Jungs am liebsten Drogen finden würden. Aber auch CS-Gas, das in Portugal verboten ist, ganz okay wäre. Nach kurzer Fahrzeugkontrolle auch im Wohnraum stellt sich wohl raus, dass wir doch nicht zur Zielgruppe gehören. Da die beiden sehr freundlichen Beamten eine angebliche Nervosität der Fahrzeuginsassen zu bemerken meinen, wird auch noch kurz eine ausgiebige Kontrolle der Personalien über Funk durchgeführt. Ergebnis leider auch negativ.
So geht´s nach 10 Minuten Zwangsstopp weiter. Nervös waren wir eigentlich nicht. Höchstens ein wenig aufgeregt, weil es für uns eine Premiere war. In all der Zeit in der wir mit diesem Fahrzeug unterwegs sind, hatten wir noch nie Kontakt mit den Behörden. Weder im Rahmen einer normalen Polizeikontrolle, noch bei Grenzüberfahrten. Was uns selbst wundert. Als das Auto für uns neu war, haben wir eigentlich immer gedacht, dass so ein Haufen Altmetall auf Rädern die Neugier der Staatsmacht auf sich zieht. Aber 8 Jahre lang und fast 50.000 km auf den Straßen Europas hat sich nie jemand für uns interessiert.
Schon auf den ersten Kilometern in Spanien ist es faszinierend zu erleben, wie sich die Welt verändert hat. Der PKW- und vor allem der LKW Verkehr nimmt zu. Auch links und rechts der Straße gibt es zunehmend mehr Industrie und Gewerbe. Der endgültige Ausstieg aus dem gemütlichen portugiesischen Leben ist in Salamanca erreicht. Hier wohnen die Menschen wieder in Hochhäusern. Es gibt jede Menge Konsumtempel, Einkaufszentren, Baumärkte, Werkstätten, Autohäuser – kurz alles, was der ambitionierte Konsument zum Leben braucht.
Dafür ist Diesel deutlich günstiger als in Portugal. Und so geht es nach kurzem Tankstopp weiter nach Valladolid. Dort kaufen wir ein und erleben einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Schon auf dem Parkplatz ist es eng, laut und voll. Drinnen werden die Einkaufswägen in rasantem Tempo durch die Gänge getrieben. Alle wirken irgendwie gehetzt und unfreundlich.
Da parallel zur Autobahn eine Nationalstraße verläuft, auf der überhaupt kein Verkehr ist, fahren wir auf dieser. Angenehmes Reisen bei entspannten 60 km/h. Bis wir ein gutes Stück vor Burgos der Meinung sind, dass wir für den ersten Tag schon genug erlebt haben.
Da es noch recht früh ist geben wir uns ein wenig mehr Mühe bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz für nur eine Nacht. Biegen zeitig auf eine Nebenstraße ab und nehmen Kurs auf ein Hochplateau, das von weitem zu sehen ist. Es wäre bestimmt toll, soweit oben zu sein.
Und so ist es dann auch. Keine Menschen, keine Häuser, kein Verkehr, absolute Ruhe. Immer noch bestes Wetter, um bei klarer Sicht auf den Aufgang des immer noch vollen Mondes zu warten.
Unterschied zu dem Hügel, von dem wir kommen ist, dass es hier überwiegend große landwirtschaftlich genutzte Fläche gibt. Die Äcker sind überall. Das war in Portugal eher nicht so. Dort gab es mal 1, 2 Hektar Wein, daneben 1, 2 Hektar Oliven oder 1, 2 Hektar gepflügten Acker und dazwischen mal eine Wiese mit Steineichen.
Am nächsten Tag geht es früh weiter.
Die letzten Kilometer bis Burgos fahren wir zunächst auf der kostenfreien Autobahn. Ab Burgos geht es weiter auf der Maut Autobahn AP 1 nach Vitoria. Die Alternative zur kostenpflichtigen Autobahn wäre die meistens einspurige Nationalstraße, die parallel verläuft. Dort fahren viele LKW, die oft nicht überholen können, wenn wir mit Tempo 40 an einer der vielen Steigungen kleben. Auch sind die Mautstraßen in Spanien nicht sehr teuer. So sind sie mittlerweile oft die angenehmere Wahl für uns.
So erreichen wir recht entspannt am frühen Nachmittag einen von uns schon oft benutzten Platz in San Sebastian. Mittlerweile sind wir etwa 600 km weiter. In San Sebastian ist es bewölkt. Der strahlend blaue Himmel ist Vergangenheit. T-Shirt Wetter ebenso. Unsere erste Übernachtung seit Ewigkeiten in urbanem Ambiente. Dennoch hat Lucy hier nochmal die Möglichkeit ohne Leine mit uns das unter uns liegende grüne tiefe Tal mit Bademöglichkeit inmitten des Großstanddschungels zu entdecken.
Der anstrengende Fahrtag in unserer historischen Lärmkulisse fordert seinen Tribut. So dass der Tag nach einem kurzen Imbiss zeitig endet.
Auch für die Strecke von San Sebastian über die Grenze nach Frankreich hat es sich für uns bewährt die kostenpflichtige Autobahn bis kurz vor Dax zu nutzen. Hier ersparen wir uns sehr viel Verkehr, viele Ortschaften und vor allem die unzähligen und gnadenlos nervigen Kreisverkehre und anderen Verkehrsschikanen. Gut angelegte 22 Euro.
Obwohl Karfreitag in Frankreich kein Feiertag ist verläuft die Fahrt über Land durch Frankreich überraschend entspannt. Wir kommen viel weiter als geplant. Nach 2 Anläufen ein adäquates Nachtquartier zu finden, werden wir beim 3. Versuch fündig. In der Nähe eines kleinen Ortes parken wir am Friedhof. Ohne die Vorzüge des günstigen portugiesischen Internets müssen wir bei der Platzsuche auf Google Maps verzichten. Umso wichtiger ist es wieder, vernünftiges Kartenmaterial zur Verfügung zu haben. Gerade in ländlichen Gebieten zeigt sich, dass die OSM Karten sehr lückenhaft sind. Und die topografische Karte von Garmin (Affiliate-Link zu Amazon) deutlich besser ist.
Wetter geht ja immer: Seit dem wir Portugal und jetzt Spanien verlassen haben, wird uns schmerzlich bewusst, dass es mit jedem Tag kälter wird. Weniger Sonne. Mehr Wolken. Die Farben verschwinden. Die Farbe Grau dominiert. Aber positiv denken: Bis jetzt noch kein Regen!
Am nächsten Morgen kommen wir ungewöhnlich früh los. Es ist Ostersamstag. Und fast schon überraschend wenig Verkehr. So kommen wir bereits am Vormittag gut voran und finden nach einem Einkaufs- und Tankstopp an einem Supermarkt ein ruhiges Plätzchen auf dem Lande. Weil wir schon viel weiter sind, als gedacht, gönnen uns den Luxus eines Mittagsschläfchens.
Kühlschrank für die Feiertage gefüllt. Tank ist voll. Fahrn, fahrn, fahrn. Bis zum Einbruch der Dämmerung. Wir nehmen uns nicht viel Zeit für die Wahl des Übernachtungsplatzes und parken in einem Gewerbegebiet direkt an der Strecke. Nicht besonders schön. Trotzdem überraschend ruhig. Am Abend dann der erste Regen seit langer Zeit.
Ostersonntagmorgen bei bedeckten Himmel, nach einer kurzen Hunderunde, geht´s zeitig weiter. Bei Voujeaucourt fahren wir auf die kostenpflichtige Autobahn in Richtung Freiburg.
Auch hier denken wir, dass die 7 Euro gut angelegt sind. Weil wir uns die vielen Ortsdurchfahrten und Kreisverkehre ersparen. Auch sind wir wirklich nicht hier, um das kalte und regnerische Frankreich zu genießen.
Mittags überfahren wir die Grenze zum Technologie Standort Deutschland. Das macht sich zuerst bemerkbar, durch den fast kompletten Zusammenbruch des bis hierhin fast lückenlos verfügbaren 3G Netzes. Ab jetzt erst mal nur EDGE. Aber wir denken positiv und freuen uns darüber, dass es kein GPRS ist.
Ansonsten macht sich der Technologie Standort noch bemerkbar durch extrem zugenommenen Verkehr und zunehmend aggressive Fahrweise. Auch nimmt die Baustellendichte im weiteren Verlauf immer mehr zu. Und die Qualität des Wetters nimmt mit jedem Kilometer drastisch ab.
Next Stopp etwas abseits der Autobahn vor Einbruch der Dunkelheit in einem Gewerbegebiet bei Herborn. Am Abend lassen wir uns gepflegt nass regnen, als wir noch eine kleine Runde durchs Quartier drehen. Und wissen: Endlich Zuhause!
Am Morgen dann böses Erwachen. Wir sitzen gerade gemütlich beim Frühstück – da fängt es an zu schneien. Und nicht nur ein wenig. Nein, dicke fette Flocken. Ein Blick auf die Verkehrskarte zeigt, dass alle Straßen in Deutschland frei sind. Nur auf unserer A45 ist Stillstand.
Also Pause bis zum Mittag. Mittlerweile fließt der Verkehr wieder. Trotzdem sind noch diverse Schneepflüge und Streufahrzeuge damit beschäftigt dem späten Winterausbruch den Garaus zu machen.
Nachdem wir die deutschen Mittelgebirge hinter uns gelassen haben, wird es entspannter.
Am Nachmittag suchen wir uns bei bestem Schauerwetter einen Wandererparkplatz im Münsterland.
Fazit bis hierhin: Die Osterfeiertage zu nehmen, um Spanien, Frankreich und Deutschland zu durchqueren war ne gute Idee. Wir sind fast Lkw- und damit stressfrei nach Norden gerollt. Dies war eine der entspanntesten Fahrten durch Europa, die wir bisher hatten. Der PKW Verkehr stört uns meistens kaum. Doch LKW sind für uns immer problematisch. Vor allem deshalb, weil LKW ein Problem mit unserer Langsamkeit haben. Sie dürfen wegen Verboten oft nicht überholen, oder kleben am Hang mit Tempo 40 hinter uns. Das hat so manchen schon zu riskanten Fahrmanövern verleitet.
Das alles liegt nun hinter uns. Und auch Portugal ist nur noch ein süßer Traum.
Für weitere Infos zu unsere Anreise nach Portugal besuche » Mit dem Wohnmobil nach Portugal
Neu hier? Lies hier den ersten Reisebericht: Aufatmen. Durchatmen. Runterschalten. Leiserdrehen. Portugal!
- Baumann, Silvia (Autor)
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Vielleicht hättet ihr ‚keine – Eile ‚ zeigen sollen, sondern einfach im solange Süden bleiben, bis der Norden wettertechnisch sicherer ist !…wir hatten damit letzten „Sommer“ im Norden allerdings auch Pech und wären besser im Süden geblieben.
Hallo Ihr Lieben,
was sich aus dem Artikel nicht erschließt: WARUM musstet ihr wieder zurück, und vor allem: warum so gehetzt? Ich hätte eher ein gemütliches Reisen über die RN erwartet, allerdings auch etwas später, zu besserer Witterung.
LG
Kai
PS: ab Übermorgen kommt in D der Sommer ;)
Hallo Kai! Warum wir wieder zurück nach Deutschland fahren? Wir haben Familie, die uns braucht. Freunde, mit denen wir Zeit verbringen möchten. Arbeit, die erledigt werden will, Partys, die gefeiert werden wollen. Wir wollte zwischen Ostern und Anfang Mai wieder im Norden sein und dann lieber die verbleibende Zeit in Portugal verbringen, statt im kühlen Norditalien oder im regnerischen Frankreich. Deshalb sind wir erst spät aus Portugal weg. Die Fahrt über Ostern war entspannt. Was ist RN?