Herbert hatte geschwärmt von einem Platz neben dem Ort Quarteira. In seinem Navi trug er den Namen „Super-Geil-Quarteira“. Das hatte mich neugierig gemacht. Vor allem, weil ich dachte (Achtung Vorurteile!), dass es im massentouristischen Teil der Algarve (rund um Albufeira, Vilamoura, Quarteira), wo unsere Karten nur Straßen, Straßen und nochmals Straßen anzeigten, unmöglich wäre, einen schönen und ruhigen Platz, oder überhaupt einen legalen Parkplatz zu finden.
Die Landschaft war stark zersiedelt. Keine Ahnung, wo ein Ort aufhörte und der nächste begann. Überall standen Häuser. Nette Häuser – maximal zwei Stockwerke, große Gärten und viel Platz dazwischen für grüne Brachen und Ackerland. Viele Häuser schienen vorübergehend unbewohnt zu sein.
Eine kleine Straße führte an ein paar Häusern vorbei und durch ein hübsches Wäldchen an einem Fluss- oder Seeufer entlang zum Strand. Keine Felsen, keine Klippen, viel Sand, das Meer und der See. Quarteira war zu sehen, viele Angler waren am Strand. Wie versprochen – Super-Geil-Quarteira!
Zu Fuß konnten wir am Strand entlang nach Quarteira laufen. An einer langen Promenade standen Appartementhäuser, vielleicht fünf bis zehn Etagen hoch. Eine Wohnung in erster Reihe ist sicher super. Den ganzen Tag Sonne und Blick aufs Meer und den Strand vom Balkon aus. Hätte man allerdings ein Zimmer in zweiter Reihe, oder nach hinten raus, sähe man kaum die Sonne und schon gar nicht das Meer (also immer genau den Reisekatalog durchlesen!).
Quarteira war so ein richtiger Touri-Ort, der nur dafür gebaut wurde im Sommer vielen Menschen gleichzeitig einen möglichst schönen Urlaub zu ermöglichen. Es war hier aber immer noch viel besser, als in den Bettenburgen an der spanischen Mittelmeerküste. Viele Restaurants und Geschäfte säumten die Promenade, Leute flanierten, entspannten im Café oder waren mit ihren Hunden am Strand.
Wenn wir gewollt hätten, hätten wir abends auf eine Pizza in den Ort gehen können. So nah hatten wir es bisher nur in Ferragudo.
Lucy ging täglich mehrere Bahnen in der Lagune schwimmen. Sie genoss dies offensichtlich, obwohl das Wasser ziemlich kalt war und ihre Beine immer knallrot waren, wenn sie wieder herauskam. Das Meer war wesentlich wärmer, doch dort störten die Wellen.
Das Gute Leben
Bevor es zum Strand ging, wollten wir noch einkaufen. Auf der Straße war eine Menge Betrieb. Fußgänger, Radfahrer, auch Pferdekutschen und natürlich Autos waren unterwegs. Bei den Einkaufswagen vorm Supermarkt unterhielten sich zwei ältere Damen auf deutsch übers Wetter. Eine von ihnen hub etwas vom Boden auf, weil sie meinte, jemand hätte es verloren und bemerkte in dem Moment, dass es eine leere Katzenfutterschale war: „Oh schau mal, Hannelore, die hat wohl jemand verloren… oh ne, die ist ja leer!“ Dann sah sie die drei Kätzchen, die zwischen den Wagen saßen und sich die Pfoten leckten und sagte zu Hannelore: „Oh, wie niedlich. Das mache ich nächstes Mal auch!“
Die Katzen waren wirklich niedlich. Sie waren klein, zwei waren schwarzweiß, die Dritte war grau und hatte stechend blaue Augen. Im Supermarkt überlegte ich, ob ich auch etwas Katzenfutter besorgen sollte. Doch die Katzen waren gut versorgt. Vor dem Tierfutterregal standen bereits zwei Damen, die jeweils zwei Schälchen einluden und in dem ein oder anderen Einkaufswagen, an dem ich vorbeischob, lagen auch bereits welche. Als ich den Einkaufswagen zurück brachte, lagen erneut leere Schälchen bei den Kätzchen. Da hatten die Miezen sich einen guten Ort ausgesucht.
Gesalzene Butter
In deutschen Supermärkten wird gesalzene Butter eher spärlich angeboten, aber in der Algarve füllt sie mehrere Regalebenen in der Kühltheke. Ungesalzene Butter zu finden ist dafür ziemlich schwierig. Bei Lidl gibt es keine, beim Continente auch nicht, Pingo Doce hat manchmal welche. Nur der Intermarché hat sogar zwei Sorten ungesalzene Butter im Sortiment.
Ich weiß nicht, wozu man gesalzene Butter braucht. Wenn ich Salz auf meiner Butter möchte (was selten vorkommt), dann kann ich mir doch selbst welches draufstreuen. Mir schmeckt sie auch nicht besonders. Und vor allem schmeckt alles, was ich dazu essen möchte dann auch nicht mehr. Der Käse nicht und schon gar nicht die Nutella.
Auf der Suche nach Wasser
Normalerweise tankten wir Wasser an den Waschhäusern, in denen man seine Wäsche waschen konnte. Es gab sie eigentlich überall am Rande der Dörfer, doch in dieser Gegend schienen sie den Neubauten gewichen zu sein. Auf der dem Supermarktparkplatz gegenüberliegenden Straßenseite stand ein Wegweiser zu einer Versorgungsstation für Wohnmobile. Ich wollte mir das mal ansehen und folgte dem Schild. Je weiter ich der Straße folgte, je mehr Menschen liefen herum. Und dann sah ich den Grund für die Betriebsamkeit: Ein sogenannter „Zigeunermarkt“. Vor einem großen Torbogen stand noch einmal das Hinweisschild zur Versorgungsstation. Dahinter war allerdings alles voller Stände, Schirme und Menschen. Neben diesem Platz war ein weiterer großer Parkplatz, auf dem Autos und viele Wohnmobile parkten. Anscheinend wurde an jedem Markttag der Wohnmobilstellplatz auf den Nachbarparkplatz verlegt. Stände vollgestopft mit Klamotten, Accessoires, Geschenkartikel und Haushaltsartikeln, Essensstände und sehr viele Menschen. Geld hatte ich keins dabei, ich brauchte aber auch nichts. Vielleicht hätte ich etwas von den leckeren Churros gekauft – Fettgebäck.
Am Ende des Marktes fand ich die Versorgungsstation und einen Wasserhahn. Doch mit dem Laster würden wir heute wohl nicht herfahren können.
An einem anderen Tag fuhren wir noch mal hin. Auf einem großen Parkplatz an einer Hauptstraße mit hoher Mauer, Zaun, Tor und Torwächter standen vielleicht 30 Wohnmobile. Es hätte noch Platz für viele mehr gegeben. Hier gab es alles für je 2 Euro: Übernachtung – 2 Euro, Strom – 2 Euro, 100 Liter Wasser – 2 Euro. Bei der Entsorgung bin ich mir nicht sicher, ob die vielleicht kostenlos war.
Der nette Pförtner fuhr mit seinem Fahrrad voraus (obwohl am Zaun ein großen Schild darauf hinwies, dass Radfahren hier verboten war), um uns den Weg zum Wasserhahn zu zeigen. Zuvor hatten wir für 2 Euro einen Chip erhalten. Er erklärte uns genau, wie die Servicestation funktionierte und wurde dann von einem anderen Gast in Beschlag genommen.
Wir holten unseren Schlauch heraus und füllten den Wassertank unter genauer Beobachtung einiger Bewohner dieses Platzes. Lucy fand das eher langweilig und spurtete plötzlich los, denn sie hatte statt uns lieber das Huhn beobachtet, das hinter dem Zaun herumpickte. Den Zaun hatte sie allerdings nicht auf dem Schirm, das Huhn war safe. Durch das Tor verließen wir den Platz wieder, welches hinter uns sofort wieder sorgfältig geschlossen wurde.
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ist ne schöne Gegend dort…. :)
Unglaublich, dass man auch in der zersiedeltesten Landschaft manchmal noch solche Kleinode findet. Viel Spass noch!