Den Parkplatz am Praia Marinha haben wir entdeckt, als wir vor ein paar Tagen von Ferragudo aus einen Ausflug mit dem Motorrad unternahmen. Vor dem eigentlichen Strandparkplatz befand sich auf der linken Straßenseite ein Schotter- oder Sandplatz, der mit großen Büschen bewachsen war.
Als wir gegen Mittag ankamen war der Platz noch leer. Im Laufe des Tages kamen dann immer mehr Wohnmobile dazu.
Grün war es hier. Gras, Büsche und Bäume bis hin zu großen Pinienhainen, welche die Küste bewuchsen. Zum Praia Marinha gelangten wir über einen schmalen gepflasterten Weg, der links am Ende des Parklatzes abging. Er war grün bewachsen – und es roch so gut. Ich könnte nicht sagen, was für ein Duft es war, doch es roch köstlich. Eine Steintreppe führte zum Strand hinunter, wo sich ein kleines Restaurant befand, welches geschlossen war. Vor der gelben Steilküste gab es einen schmalen Sandstreifen, der später etwas breiter wurde. Große Felsbrocken lagen im Sand und Türme aus Felsen standen im Wasser. Felsbogen und Felstunnel wurden vom Meer umspült und leuchteten in der Sonne warmgelb.
Wanderung nach Benagil
Nachdem wir den Strand besucht hatten und Lucy ein paar Bahnen geschwommen war, wollte ich dem Wanderweg vom Praia Marinha nach Benagil ein Stück folgen, der auf den Klippen entlang führte. Ich entschied mich in Richtung Westen zu gehen bis in den nächsten Ort – Benagil. An ein paar Stellen gab es Aussichtspunkte, von denen aus die Felsskulpturen im Meer besonders gut zu sehen waren. Lucy und ich kamen an riesigen und sehr tiefen Löchern vorbei (zum Glück eingezäunt), aus denen das Brausen der Wellen zu hören waren, obwohl sie ein gutes Stück vom Meer entfernt waren. Bei manchen war ganz tief unten das Wasser zu sehen und die hereinbrechenden Wellen. Unheimlich – wie löchrig und ausgehöhlt die Küste sein musste.
Der Weg, der an manchen Stellen nur ein holpriger Trampelpfad war, führte durch ein Tal auf dessen anderer Seite ein saftiger Pinienwald lag. Mehrere Spaziergänger kamen uns entgegen, alle mit einem dieser modernen Wanderstöcke in jeder Hand, kaum einer grüßte zurück.
Der Ort Benagil lag auf einer kurzen Landzunge, zu deren Füßen ein kleiner Strand lag.
Wir hatten aber keine Lust in den Ort zu gehen und drehten wieder um.
unterwegs in einem schmalen Land
Ich machte es mir auf den Dachgepäckträger gemütlich und las wieder in dem Buch über Chile. Die Reise der Autorin fand in den Jahren 1991/92 statt. Sehr wahrscheinlich hatte sich bis heute viel getan in Chile. Sie erzählte in ihrem Buch aber auch viel über die Geschichte des Landes und die chilenische Mentalität. Sie besuchte interessante Orte, die wohl nicht jeder Tourist besuchen würden, wie alte Minen, Hippiekommunen und sehr abgelegene Dörfer. Was ich zum Ausdruck bringen möchte ist, dass dieses Buch nicht nur von öden Busfahrten handelte, sondern viele interessante Aspekte über Chile beinhaltete und ich beim Lesen viel über dieses Land erfahren habe. Was für ein Zufall, dass es mich erreichte. Für Chile hatte ich mich bisher nicht besonders interessiert (obwohl wir früher einmal geplant hatten eine Fahrradreise dorthin zu unternehmen, doch es war schon in einem sehr frühen Stadium der Planung dazu gekommen, dass wir das Ziel unserer Reise änderten). Es ist also so wie mit der Promobil-Zeitschrift: Eine neue Welt, die sich ganz zufällig vor mir ausbreitete, wenn auch nur als aufglimmender Funke, so doch ausbaufähig.
Die meisten Bücher, die ich lese, habe ich mir nicht selbst ausgesucht. Sie finden irgendwie anders ihren Weg ins Regal. Oft sind es „nur“ austauschbar Kriminalgeschichten, doch immer wieder ist auch ein besonderes dabei.
Letztens habe ich die Tintenherz-Trilogie gelesen. Eigentlich ja Kinderbücher, die Svenja mir für den Winter geliehen hatte. Doch ich fand sie so fesselnd, ich konnte sie kaum noch aus der Hand legen.
Wanderung zum Praia de Albandeira
Dunkle Regenwolken bedeckten den Himmel, als wir am nächsten Morgen zu einem Spaziergang in die andere Richtung als gestern aufbrachen. Wir hielten uns am Parkplatz links und liefen den gepflasterten Weg entland, an dem es so schön roch. Es war ein sehr erdiger Geruch. Olaf meinte modrig. Ich fand, es roch nach Wald, nach feuchtem Tannenwald. Vielleicht waren es ja die Pinien, die überall wuchsen, von denen dieser tolle Duft kam, von dem ich gar nicht genug bekommen konnte. Mehrmals blieb ich stehen und nahm noch eine Nase voll. Köstlich. Hätte man den Duft pflücken können, ich hätte es getan.
Nicht nur Pinien wuchsen hier überall. Viele grüne Büsche und Pflanzen, von denen ich die Namen nicht wusste, ließen die Gegend schon fast wie einen subtropischen Garten erscheinen. Der Vergleich ist vielleicht ein wenig übertrieben, doch hin und wieder fühlte ich mich nach Thailand versetzt.
Bis zu der Treppe, die zum Strand hinunterführte war der Weg gepflastert. Danach wurde er zu einem erdigen Trampelpfad, der sich immer mehr verzweigte. Einer dieser Pfade führte direkt am Rand der Klippen entlang. Nur einen Schritt vom Pfad entfernt ging es ziemlich tief runter. Dort unten befand sich ein Strand, der den Möwen vorbehalten war, denn einen Weg hinunter gab es nicht. Für einen Moment stand ich in der Wärme der Sonne und schloss meine Augen. Es duftete nach Sand und Meer und Grün und die Brandung rollte auf den Möwenstrand.
Weiter gen Osten folgten wir einem Pfad, der ein Stückchen vom Klippenrand entfernt verlief. Denn die unerschrockene Lucy ging oft so nah an den steilen Abgrund, dass ich schon überlegte sie besser anzuleinen. Bei dem Tempo mit dem sie dem Klippenrand entgegen preschte, blieb mir manchmal fast das Herz stehen. Auch die großen Löcher im Boden, in denen unten das Meer schäumte, hatten es ihr angetan.
Besagter Pfad führte uns über Stock und Stein durch dichtes Grün in ein Tal hinab. Und unten ging ein Abzweig in Richtung Süden ab und wir landeten an einem kleinen Strand. Die Wellen waren hoch und es nieselte. Eine Weile saßen wir auf einem Stein und schauten aufs Meer. Direkt vor dem Strand stand ein großer Felsen, auf dem ein paar Möwen saßen und das gleiche taten.
Auf der anderen Seite des Tales ging es wieder hoch, an mehreren dieser großen Löcher vorbei, zum nächsten Tal, zum nächsten Strand. Zu diesem führte auch eine Straße (aus Norden kommend), er hatte einen Namen und es gab ein Restaurant (geschlossen). Ein Wohnmobil stand ganz einsam auf dem kleinen Platz. Der Strand war klein und interessant. Er wurde von einem Felsen in zwei Teile geteilt und war sehr verwinkelt wegen der vielen Felsen, Felsvorsprünge und Felsbuchten.
Zurück ging es dann doch am Klippenrand entlang. Wegen der schönen Ausblicke. Das Meer und der Wind waren wahre Künstler. Was sie aus den Felsen herausgearbeitet hatten, war wirklich hübsch. Auch wenn, oder gerade weil, die Formen einfach gehalten waren. Keine Akte, Tierköpfe oder Statuen von berühmten Persönlichkeiten, sondern Formen, die Raum für Phantasie ließen und mit ihren simplen Formen und Mustern den Betrachter in ihren Bann zogen. Auch bei Regen. Bei Regen war es vielleicht sogar noch schöner, da man dann nicht alles fotografisch festhalten muss (die Bilder werden eh nichts bei dem Grau).
Na, da habt Ihr ja mein zweites zuhause entdeckt! Mein Lieblingsplatz in Europa!
Schönen Platz, den du dir da ausgesucht hast :)
Ich krieg so was von Fernweh! Im Februar waren wir noch dort :-/