Langsamer leben: Jeder scheint auf der Suche zu sein und kaum einer scheint zu finden. Dabei ist es ganz leicht. Ich verrate dir meinen „Trick“ zum Glück.
Wie oft stehe ich vor dem großen Zeitschriftenregal im Supermarkt. Und wundere mich darüber, dort immer wieder die gleichen Überschriften zu treffen.
Mal nur ein paar Beispiele von heute nachmittag:
Yoga Balance
10 Minuten Achtsamkeit: Ein einfacher Weg zu Stressabbau und Glücklich sein
Brigitte
7
kleine Achtsamkeits-Übungen für jeden Tag – Ihr habt Schwierigkeiten,
abzuschalten? Dieses Achtsamkeits-Training macht ihr ganz nebenbei – und
werdet dadurch viel entspannter.
Freundin
Von ehrlichen Abschalttipps…
Vital
Mit Achtsamkeit Übungen Alltagsbeschwerden lindern
emotion
Mehr Raum für mich: Wie wir zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe finden
Maxi
Atme dich glücklich: Runterkommen und seine innere Stärke finden
Ich dachte immer, dass die meisten von uns mittlerweile wissen, wie sie ein zufriedenes Leben führen können. Bei all den Ratgeberbüchern, Zeitschriftenartikeln und Blogbeiträgen, die es zu diesem Thema bereits gibt.
Aber ganz offensichtlich ist dies gar nicht so. Stattdessen gibt es nun sogar Magazine, die sich gänzlich diesem einen Thema gewidmet haben (z. B. New Shape – Inspirationen und Denkanstöße für ein glückliches Leben, Flow – Eine Zeitschrift ohne Eile, über kleines Glück und das einfache Leben). Es ist aktuell wie nie.
Jeder scheint auf der Suche zu sein. Und kaum einer scheint zu finden.
In all den Büchern und Artikeln stehen eigentlich immer wieder die gleichen Tipps und Ratschläge mit Anleitungen zu Achtsamkeit, im Jetzt sein, langsamer leben, bewusst leben, alleine sein, Entspannungsübungen, Yoga, Meditation, Glück, Minimalismus…
Selbst die Griechen der Antike haben sich darüber schon die Köpfe zerbrochen. Es ist eigentlich schon alles gesagt, geschrieben, erdacht. Es wurde gehört, gelesen, darüber nachgedacht.
Doch es bleibt eine schöne Idee.
Warum wird nichts aus langsamer Leben?
All die Ratschläge sind super. Ihnen ist ewig nichts mehr hinzugefügt worden. Sie werden nur immer wieder anders präsentiert.
Aber sie werden von den meisten von uns nicht umgesetzt.
Vielleicht kurzfristig, aber nicht langfristig.
Es ist wie die Sache mit dem Fitness Studio: So in den 90er Jahren war es sehr trendy. Jeder hatte es – das Abo im Fitnessstudio mit Knebelvertrag, aus dem man unter 12 Monaten nicht rauskommt.
Doch kaum jemand ging tatsächlich 12 Monate lang zumindest ein Mal pro Woche dorthin. Die erste Euphorie war schnell verschwunden, andere Dinge waren plötzlich wieder wichtiger, vielleicht war das Training auch zu anstrengend, oder langweilig. Und schnell verfiel man in alte Gewohnheiten, weil es einfach lange dauert, seine Routinen neu zu ordnen.
Und ich will nicht den Eindruck erwecken, bei mir wäre das anders. Es dauert wirklich sehr, sehr lange seine Gewohnheiten zu ändern. Und es gibt auch Phasen, in denen manches einfach nicht geht.
Auch ich habe sehr viel darüber gelesen, wie ich zufriedener leben kann. Weniger Stress. Mehr Zeit. Ich hatte früher oft das Gefühl immer in Eile zu sein. Gar nicht richtig dabei zu sein in meinem Leben. Als würde es nur so an mir vorbeirauschen. Ich hatte nie Zeit, weil ich immer irgendetwas gemacht habe. Und irgendwann habe ich sie dann gefunden – die Stopp Taste.
Und eigentlich war es nur ein einziger Absatz in einem einzigen Buch , der eine revolutionäre Wirkung auf meine Art zu leben hatte:
Damals habe ich noch in der Bank gearbeitet. Da war irgendwie immer Zeitdruck. Und Konflikte.
Andere haben bestimmt, wann ich aufstehen muss. Wann ich im Büro sitzen muss – auch wenn das Wetter draußen noch so schön ist. Die Freizeit knapp. Nach der Arbeit war ich meistens müde und wollte doch noch so viel machen – eigentlich.
Und damals fiel mir plötzlich auf, dass ich so gut wie nie irgendetwas ganz mache. Mich völlig auf das einlasse, was ich gerade tue.
Das ist bei dir wahrscheinlich auch so, oder?
Während du noch aufwachst, überlegst du schon, was du heute machen wirst.
Während du frühstückst, liest du die Zeitung oder Facebook.
Du fährst mit dem Auto und hörst dabei Radio.
Während der Arbeit unterhältst du dich nebenbei mit deinen Kollegen, wirst vielleicht sowieso ständig unterbrochen. Vom Telefon, von eingehenden E-Mails, von Kunden. Nur ganz selten gelangst du in diesen Flow, der dich alles um dich herum vergessen lässt.
Selbst auf dem Klo wird nebenbei im Netz gesurft.
Während du dein Abendessen kochst, telefonierst du. Und beim Essen schaust du die neue Episode der aktuellen Serie.
Und dann sind da auch noch die ständigen Gedanken, die sowieso nie bei dem sind, was gerade geschieht. Sie schwirren durch die Vergangenheit und jagen der Zukunft hinterher. Und du merkst gar nicht, welche Gefühle sie so in der hervorrufen den ganzen Tag, wunderst dich nur manchmal über deine momentane Stimmung.
Ja, so war es auch bei mir. Bis auf das Smartphone. Das gab es damals glücklicherweise noch nicht. Es ist der Teufel. Es kann uns mit so vielem verbinden, aber es entfernt uns sehr verführerisch von dem, was gerade ist.
Die Stopp Taste zum langsamer leben
Ok, die Stopp Taste.
Die Stopp Taste hat mir gezeigt, wie ich langsamer leben kann. Und langsamer leben macht so viel zufriedener.
Ich weiß, langsam klingt in unserer Leistungsgesellschaft sehr, sehr negativ. Langsamkeit hat keine Lobby. Langsamkeit bringt keine Rendite in der Höher-Schneller-Weiter-Welt, in der wir – für mich merkwürdigerweise – immer noch leben, obwohl wir alle so viel wissen über das zufriedene Leben – ist wohl die Sache mit den Gewohnheiten.
Aber ich schweife ab. Die Stopp Taste.
Meine Stopp Taste ist: Nichts tun.
Nichts tun verschafft mir Zeit zum Leben. Wenn ich bemerke, dass mich das Leben wieder einmal zu überrollen versucht, dann mache ich einfach – nichts. Wirklich nichts. Nur da sein. Und dass ist eine der schwierigsten Übungen, die ich kenne, weil wir alle immer irgendetwas machen müssen.
Da sein heißt, ich stehe nur so da. Oder ich sitze. Manchmal gehe ich. Aber gehen ist eigentlich schon zu viel. Ich mache weder Yoga, noch jogge ich – denn das ist nicht nichts tun. Ich sehe, was ich gerade sehe. Ich höre, was ich gerade höre. Ich spüre, was ich gerade spüre.
Es ist auch hilfreich, immer wieder all die Gefühle und Gedanken wahrzunehmen, die gerade da sind. Meistens reicht schon ein kurzes Innehalten: Zwischen zwei Tätigkeiten, zwei Sätzen, zwei Atemzügen.
Das bringt mich ganz schnell wieder zum langsamer Leben. Ich schalte runter, höre auf mich zu beeilen, oder alles nur so nebenbei zu machen. Nacheinander. Statt gleichzeitig. Dass wir nicht multitasking fähig sind, ist eh längst bewiesen.
Ja stimmt, immer klappt das nicht. Manchmal ist der Stress zu groß. Dann dauert es etwas, bis ich bemerke, dass ich überhaupt auf die Stopp Taste drücken muss. Aber ich komme nur noch selten in diese Situation.
Langsamer zu leben hat – selbst bei meinem hektischen Job in der Bank damals – nicht dazu geführt, dass meine Arbeit gelitten und ich nichts mehr geschafft hätte. Ganz im Gegenteil. Meine Fehlerquote sank, so dass ich sogar schneller fertig war und die Arbeit machte plötzlich viel mehr Spaß.
Jetzt haben sogar Wissenschaftler herausgefunden, dass „schnelles arbeiten“ die Performance drückt.
Und so ist es immer noch. Wenn ich damit aufhöre, nur so nebenbei zu leben. Mich ganz auf die eine Sache einlasse, die gerade passiert. Dann bin ich ganz dabei. Habe das Gefühl mein Leben ganz zu leben. Ein Teil davon zu sein. Dazu zu gehören. Verschmolzen zu sein, mit dem, was ist. Und dass die Zeit endlos ist.
Meine Liebelingstexte zum Thema
Hat jemand meinen Weg gesehen? Eben lag er noch vor mir Diese Worte las ich vor einigen Jahren am Schwarzen Brett auf der Fusion. Und beim Lesen wurde mir damals schlagartig klar, dass ich hier bisher eine falsche Annahme über das Leben hatte.
Das Glück in dir oder wie du lernst dein Leben zu lieben! Hier findest du meinen Artikel über das Glück in mir, in dir und darüber wie du lernen kannst dein Leben zu lieben, indem du einfach glücklich bist – egal was ist.
Ich habe mein Leben verkauft! Du auch? Rike von Schweden und so hat mir 11 Fragen gestellt. So geht das beim Liebster Award. Was meinst du? Habe ich mein Leben verkauft? Und was ist mit dir?
Im Jetzt sein Wie kann ich mehr im Jetzt sein? Ich versuche wirklich im Jetzt zu sein, aber irgendwann merke ich, dass ich in meinen Gedanken woanders bin. Was könnte ich tun? Gibt es Techniken, die mir dabei helfen mehr im Jetzt sein zu können?
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Ich bin gespannt, wie deine Meinung dazu ist!
P. S. Jetzt weißt du also auch, wieso dieser Blog Keine Eile heißt!
Danke für diesen wunderschönen Artikel, Steffi <3
Alleine der Name des Blogs „Keine Eile“ zeigt, dass hier jemand die Entschleunigung lebt. Die Beispiele aus den Überschriften der Zeitschriften zeigt, dass in der heutigen deutschen Gesellschft nur Zeit für tägliche 5-Minuten-Entschleunigung ist. Schwachsinn!!! Wir praktzieren das seit ca. 20 Jahren, auch zu der Zeit, als ich noch regulär gearbeitet habe. Wir haben uns immer weiter von der hektischen Gesellschaft entfernt. Seit meiner Ausbildungszeit fahre ich Oldtimer, meist im Alltagsbetrieb. Keine teuren, sondern eher Mauerblümchen für kleines Geld. Alleine das Fahren eines Oldtimers entschleunigt schon. In den 28 Jahren, in denen wir zusammen sind, haben wir im Rückblick gesehen gut gewirtschaftet und somit konnte meine Frau vor Jahren aufhören zu arbeiten. Im letzten Jahr hatten wir uns soweit freigeschufelt, dass ich jetzt auch aufhören konnte, zu arbeiten. Wir leben zur Zeit (nach Abzug der Kosten für Krankenversicherung) von ca. 1200 Euro im Monat und wohnen abseits in einem Wochenendgebiet mitten im Grünen. Unsere Ansprüche sind – materiell gesehen – klein. Und wir fahren nach wie vor Mauerblümchen-Oldtimer. Elektronik- und (fast) Plastikfrei. Ersatzteile kosten sehr wenig, man muss nur wissen, wo man suchen muss. Wir nutzen auch das Internet, aber nur per stationärem Rechner oder Laptop. Wir besitzen kein Smartphone, da wir nicht rund um die Uhr erreichbar sein müssen/wollen und ebenfalls nicht das Lesen von Belanglosigkeiten unterstützen. Wichtige Dinge kann man auch ohne Smartphone erfahren. Und wer Loriot gut kennt, weiß welchen Sketch ich meine mit dem Zitat „Ich möchte einfach nur hier sitzen“…
Ein sehr schöner Artikel. Das Thema Zeit beschäftigt mich auch, denn ich denke, es hängt viel damit zusammen. Du schreibst die Zeit erscheint endlos, dies geschieht vielleicht erst durch das das Erkennen, dass das einzig flüchtige ist Zeit ist. Sie vergeht unweigerlich und kehrt niemals zurück. In keiner Form. Durch die Wertschätzung der Zeit lassen sich die gesellschaftlich aufgestanden Werte hinterfragen und neu sortieren. Ich stelle mir z. B. die Frage, ob mir das Freude macht, was ich vorhabe zu tun. Bei einer ehrlichen Antwort und entsprechenden Handeln ist Vieles im Fluss.
Wenn ich nur bei dem bin, was gerade geschieht, dann gibt es kein davor und kein danach. keine Vergangenheit und keine Zukunft Nur diesen Moment. Und so fühlt es sich für mich eher so an, als ob es soetwas wie Zeit gar nicht gibt. Mir helfen Sätze wie: Dieses Mal ist das einzige Mal.
Alles macht man immer nur ein einziges Mal. In diesem Moment. und es wäre doch schade, es dann nicht auch zu genießen oder nicht „dabei zu sein“.
Gut geschrieben, das Schöne ist, wenn du angekommen bist, brauchst du nicht suchen, da kann auch was arbeiten, entspannend sein, weil du es nicht musst oder weil es einfach Spaß macht,
man muss gar nicht weit weg um glücklich zu sein, schön zu lesen. Lg
man muss gar nicht weit weg… sehr treffend ❤