Dies ist der 20. Teil meiner Artikelserie über Reisemobile.
Ich möchte dir Reisende und ihre Reisemobile vorstellen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrzeuge.
Bevor wir uns für den Kurzhauber entschieden haben, haben wir lange überlegt, welches Reisemobil wohl das beste für uns wäre. Wir haben uns viele unterschiedliche Varianten angesehen, haben Vor- und Nachteile abgewogen… es ist gar nicht so einfach bei der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.
Falls du dir auch gerade überlegst welches Reisemobil für dich in Frage kommt, könntest du dir den Gastartikel von Henning durchlesen: Wie du das Wohnmobil findest, das zu dir passt.
Oder du besuchst eines der großen Reisemobil- und Globetrottertreffen. Dort triffst du Reisende mit ihren Reisemobilen, kannst dir einiges ansehen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Eine Übersicht über die Treffen und Termine gibt es auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Globetrotter.
Oder du abonnierst Keine Eile und verpasst keines der Interviews mehr, die es in nächster Zeit zum Thema Reisende und ihre Reisemobile geben wird.
Ich freue mich sehr, für mein 20. Interview Stefan – My home ist my car – gewonnen zu haben.
Der Reisende
Stefan
Also ich bin der Stefan. Baujahr 1980.
Begleitet werde ich von meinem Hund Scheki. Baujahr ca. 2008. Ganz genau weiß ich es nicht, denn der Kerl ist mir in Griechenland zugelaufen. Das war 2009 und da war er ca. 1 Jahr alt.
Wohnen tun wir in einem Iveco 80-13a, Baujahr 1984. Einem 7,5 – Tonner der als Pferdetransporter genutzt wurde, bevor ich ihn im Jahr 2000 erwarb und zum Wohnmobil umbaute.
Nach einem knappen Jahrzehnt stationärem Wagenwohnen in Deutschland, entschied ich mich meine Heimat hinter mir zu lassen und ein mobiles Leben zu beginnen. Das war im Februar 2007. Rund 3 Monate später passierte ich die Deutsch-Tschechische Grenze und bis zum heutigen Tag habe ich nie wieder Deutschen Grund und Boden betreten.
Und ja, man findet mich im Internet. Damals, als ich von einer lebenslangen Reise träumte und begann im Netz nach Menschen zu suchen, die etwas ähnliches tun, da musste ich feststellen, dass es solche Menschen nicht zu geben scheint. Ich fand nur Reiseberichte von Urlauben oder temporären Auszeiten.
Aber ich suchte etwas von jemandem der mobil wohnt. Da ich so etwas nicht fand beschloss ich, so etwas halt selber zu schreiben um anderen Menschen zu zeigen, dass auch so ein Leben möglich ist. Daraus entstand mit mehreren Umwegen My Home is my car.
Mein „Blog“ auf welchem ich von meinen Erlebnissen berichte. „Blog“ in Anführungszeichen, weil ich meine ersten Reiseberichte in Buchform konsumierte und diesem Schreibstiel nacheifern wollte. Also ein klar definierter Anfang von welchem man bis zum Ende weiterlesen kann und keine einzelnen Blogartikel, wie es üblich ist.
Facebook habe ich mal ausprobiert, es dann aber ziemlich schnell wieder aufgegeben. Zum Einen weil ich arge Bedenken habe, ob das gut ist, was das Unternehmen mit meinen Daten anstellt und zum Anderen weil ich es einfach für Zeitverschwendung halte.
Ich verbringe meine Zeit lieber in der realen Welt, als in der virtuellen. Ich habe zwar viel Zeit und als Blogger verbringe ich auch recht viel Zeit in den Weiten des Netzes, aber ich mag es wenn meine Worte, bei denen ich mir meist viel Mühe gebe, auch nach einigen Jahren noch gefunden werden und nicht unauffindbar in einer „Timeline“ versumpfen.
Deshalb nutze ich meine Zeit lieber um Fragen meiner Leser in dem kleinen Forum zu beantworten, das meinem „Blog“ angeschlossen ist. Dort blogge ich (und jeder kann Einfluss darauf nehmen über was ich blogge), während ich in meinem „Blog“ ein Buch schreibe :-)
Das Reisefahrzeug
Iveco-Magirus 80-13a
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Steckbrief des Iveco-Magirus 80-13a
Hersteller: Iveco Magirus
Modell: 80-13a
Baujahr: 1984
Kilometerstand: 489.143 km
Hubraum: 6.068 cm²
Leistung: 130 PS
Allrad: nein
Zulässiges Gesamtgewicht: 7.490 kg
Zuladung: 330 kg (Allerdings wurde das Leergewicht des Wagens inkl. Hund, Fahrer, Ausrüstung usw. ermittelt)
Sitzplätze: 3
Führerscheinklasse: alter 3er
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h (bergab mit Rückenwind und Bullen im Nacken)
Reisegeschwindigkeit: 90 km/h auf Autobahnen
Kraftstoff: Diesel
Preisklasse: < 5.000 Euro
Verbrauch auf 100 km: 18 Liter im Durchschnitt meiner Tour. Bei langen Autobahnfahrten aber auch „nur“ 14.
Kfz-Steuer und Versicherung: 700 Euro
Reparaturen: durchschnittlich 200 jährlich
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Geländegängigkeit - 5
Ersatzteilpreise - 5
Zuladung - 7
Fahrkomfort - 7.5
Weltreisetauglichkeit - 7.5
Verfügbarkeit von Ersatzteilen - 7.5
Reparatur- und Wartungsfreundlichkeit - 7.5
Wohnraumgröße - 8
Wirtschaftlichkeit - 9
Zufriedenheit mit dem Fahrzeug - 10
Unabhängigkeit - 10
7.6
Die Vergabe von Punkten dient nicht dazu, die Iveco-Magirus 80-13ae dieser Interviewreihe objektiv miteinander zu vergleichen. Sie bezieht sich auf das hier beschriebene individuelle Iveco-Magirus 80-13a und auf die ebenfalls individuellen Gewohnheiten und Bedürfnissen seiner Bewohner und kann nur einen groben Überblick über die Eigenschaften dieses Reisemobils geben.
Warum hast du dich gerade für den Iveco-Magirus 80-13a entschieden?
Ein Zufall wollte es, dass ich mir im zarten Alter von 19 Jahren einen MB 508 gekauft habe. Bereits in diesem Fahrzeug habe ich gewohnt. Nach ca. 1 Jahr habe ich mir den Wagen dann kaputt gefahren und war somit obdachlos. Es musste also ein neuer Wagen her.
Die Erfahrung aus einem Jahr stationärem Wagenleben war: Das ein 5 Tonner doch ein wenig klein ist. Ich wollte das maximale das mein Führerschein zulässt.
In Frage kamen Busse und LKW mit Möbelkoffer. Da ich in meinem 508 die Erfahrung habe sammeln dürfen, wie es ist, wenn man im Winter mit der unisolierten Verglasung des Fahrerhauses leben muss, viel die Entscheidung auf Möbelkoffer. Und der Iveco war damals halt der besterhaltenste Möbelkoffer den ich für mein Büget auftreiben konnte.
Kommst du mit der Zuladung hin?
Ja!
An der Mazedonisch-Griechischen Grenze musste ich auf eine Fahrzeugwage. Das Ergebnis: 7.390 kg.
Das war der fertig ausgebaute Wagen, mit Vorräten, vollem Wassertank. Mit Hund und Fahrer und allem was ich besitze.
Ich muss aber auch sagen, dass ich beim Ausbau meines Wagens nicht unbedingt auf Leichtbau geachtet habe. Hier ließe sich mit Sicherheit noch eine gute Tonne Gewicht einsparen, wenn man es drauf anlegen würde.
Schraubst du selbst, oder lässt du schrauben?
Ich habe kein Geld um schrauben zu lassen!
Ich habe zwar keine große Ahnung von der Technik meines Wagens, aber dennoch: In den 16 Jahren die ich den Wagen nun fahre hat er nur ein einziges Mal eine Werkstatt von innen gesehen. Alles andere habe ich selber gemacht
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben :)
Hattest du Vorkenntnisse, oder unterwegs schrauben gelernt?
Nun, ich habe mir pünktlich zu meinem 18. Geburtstag mein erstes Auto gekauft. Deutschland verlassen habe ich mit 26. Somit gehörte ich 8 Jahre lang zu den Autofahrern, bevor ich auf Reisen ging und schon damals hatte ich kein Geld für eine Werkstatt.
Ich erinnere mich noch gut, mein erster Wagen, ein Opel Kadett. Ich hatte ihn von meinem letzten Geld gekauft und 2 Wochen später war die Zylinderkopfdichtung hinüber. Also habe ich mir so ein Buch „Wie repariere ich mein Auto“ in der Stadtbücherei ausgeliehen und von einem Freund einen Drehmomentschlüssel und eine Zündblitzpistole. Den neuen Zylinderkopf gab es auf dem Schrottplatz und siehe da, einige Flüche später fuhr mein Auto wieder.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, man muss sich nur trauen.
Wo schraubst du (auf der Straße/Schrauberhalle/Werkstatt, o. ä.)?
Na, da wo die Kiste liegen bleibt! Das kann der Standstreifen einer ukrainischen Autobahn sein
oder ein Parkplatz, den ich noch so gerade eben erreichen konnte.
Dinge, die sich ankündigen und die man planen kann, die erledige ich an möglichst abgelegenen Orten. Irgendwo mitten im Wald, wo mir keiner auf den Sack geht oder auch auf Privatgelände wenn ich eingeladen werde.
Für Arbeiten am Innenausbau haben sich auch Baumarktparkplätze bewährt. Da hat man es nicht weit, wenn noch was fehlt und ein Baumarktparkplatz ist ja auch Privatgrund und somit ist man das Problem mit der Polizei los. Die Baumarktbetreiber haben sich bis zum heutigen Tag noch nie daran gestört, wenn ich gebastelt habe. Auch dann nicht, wenn ich schweres Gerät wie etwa Winkelschleifer und Stromerzeuger ausgepackt habe.
Was brauchst du zum Schrauben (Hammer oder Notebook)?
Ganz Klar: Einen Hammer!
Wenn ich mit dem Notebook auf die verrosteten Schrauben einprügele, dann geht das teure Gerät doch kaputt!
Nein, mal im Ernst. Auch ich habe Explosionszeichnungen von Motor und Getriebe dabei und da wir nicht mehr im Mittelalter leben, habe ich diese Zeichnungen in digitaler Form. Es ist schon ganz praktisch, wenn man weiß, welche Teile einem entgegenfallen bevor man eine Schraube löst. Auch Drehmomente, Ölmengen und Ölsorte, Einstellspielräume usw. kann man nicht alle im Kopf haben.
Ich bin mir auch durchaus darüber im Klaren das es Foren gibt, in welchen man nach Hilfe fragen kann. Schließlich betreibe ich selbst so ein Teil, auch wen dessen Focus nicht unbedingt auf der Technik liegt, die einen Wagen am rollen hält. Aber ich bin ein Einzelkämpfer, löse meine Probleme lieber alleine anstatt mich von tausenden, teils gegensätzlichen Meinungen verwirren zu lassen.
Außerdem weiß ich, dass ich in Fachforen für meine Reparaturen verspottet werde. Ich denke da nur an die neue Unterbodeneinheit die ich mir in Rumänien eingeschweißt habe.
Aber besondere Umstände erfordern besondere Lösungen. Und was nutzt es mir, wenn ich weiß, dass ich so etwas Schutzgasschweißen muss, wenn ich nur ein Elektroschweißgerät zur Verfügung habe?? Was ich da gebastelt habe hält nun auch schon wieder rund 3,5 Jahre. Solche Tipps bekommt man in keinem Deutschen Forum, da müsste ich mich schon an ein russisches Forum wenden – und das kann ich leider nicht lesen.
Am Ende ist so ein Auto, und so ein Truck im Besondern, ja auch ein sehr solides Stück Technik. Die Dinger gehen nicht so schnell kaputt! Meist kündigen sich Defekte lange im Voraus an und dann ist es viel eher mein Stil vor Ort jemanden zu finden, der mir mit Rat, und gegebenenfalls auch mit Tat, weiterhelfen kann als in den weiten des WWW nach Lösungsansätzen zu recherchieren.
Wie hoch ist der Reparatur- und Wartungsaufwand?
Gering!
Einmal im Jahr abschmieren, gelegentlich die Betriebsflüssigkeiten wechseln und natürlich der ständige und nie enden wollende Kampf gegen den Rost.
Aber im Allgemeinen fahre ich mein Auto mehr als das ich daran herumschraube.
Welche Umbauten hast du am Iveco-Magirus 80-13a vorgenommen?
Fast gar keine!
Der Wagen ist serienmäßig, genauso wie ich ihn gekauft habe. Eine Ausnahme bildet lediglich meine Kofferverlängerung. Die letzten 50 cm meines Wohnkoffers sind eine Eigenkonstruktion. Ursprünglich war das Teil einen halben Meter kürzer.
Dann natürlich die Wohneinbauten. Als ich das Fahrzeug gekauft habe, war es ein Pferdetransporter. Der erste Arbeitsschritt zum Wohnmobil war das Ausmisten. Türen, Fenster, Dachlucken, Inneneinrichtung, Wasser, Elektrik, Solar…. all das habe ich selbst gebaut und ich glaube das ist mir auch ganz gut gelungen.
Welche waren sinnvoll?
Die Besten Ideen, die ich in meinem Wohnmobil umgesetzt habe sind mein Klappbett,
mein Brauchwassersystem (Duschen ohne Reue! Denn Seen, Flüsse oder Regen gibt es überall) und natürlich mein Holzofen, der mir im Winter angenehme Wärme spendet, ohne dass ein Gebläse an der Batteriekapazität saugt und ohne das ich teuren Brennstoff kaufen müsste.
Aber auch meine Sitzecke mit einer echten Couch und nicht so einer „Sitzbank“, wie sie in Wohnmobilen üblich ist, gefällt mir sehr gut. Sie schafft einfach einen wohnlichen Charakter und bietet Platz genug, dass man sich auch mal darauf lang machen kann.
Meinen Tisch, ohne störenden Stützfuß, kann ich ebenfalls zum Nachbau empfehlen. Beinfreiheit ohne Ende, nichts wo man dran stoßen kann und dennoch stabil genug um die Kettensäge darauf zu schleifen
oder den Stromerzeuger darauf in seine Einzelteile zu zerlegen.
Meine Eckküche würde ich auch fast genauso noch einmal bauen. Man kocht halt täglich und da ist eine große Küche mit viel Arbeitsplatte schon sehr vorteilhaft.
Welche kann man sich sparen?
Das Trinkwassersystem!
Trinkwasser in einem schwer zu reinigenden Wassertank hat sich während meiner Reise als unvorteilhaft erwiesen.
Trinkwasser schütte ich in ein Glas, um es zu trinken oder in einen Topf um darin Nudeln oder Kartoffeln zu kochen. Das muss nicht fließen, das kann ich auch direkt aus einem Kanister kippen. Wenn darin mal Wasser schlecht wird, dann schmeiße ich ihn weg und nehme einen Neuen. Außerdem lassen sich handliche Kanister im Reisealtag auch viel besser befüllen als ein 200 Liter Tank, der fest mit dem Wagen verbunden ist.
Brauchwasser muss natürlich fließen, sonst wird das Händewaschen oder Duschen recht kompliziert.
Ich würde auch nie wieder so ein stromfressendes Autoradio mit CD Spieler verbauen. Die Zeiten sind einfach vorbei. Eine kleine Bluetooth Box vor einer Endstufe verbraucht weniger Strom und ist viel zeitgemäßer.
Ganz früher hatte ich mal eine sacken teure Truma Heizung. Voll die Fehlinvestition! Das Gebläse braucht so viel Strom das autarkes Stehen über einige Wochen ein Ding der Unmöglichkeit ist und die Gaskosten sind auch nicht gerade unerheblich. Außerdem war das Teil ständig kaputt.
Der Iveco-Magirus 80-13a als Reisemobil
Der Ausbau des Iveco-Magirus 80-13a
Selbstausbau
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Wohnfläche: 15 m²
Wie viele Personen reisen mit: 1 und Hund
Größe Frischwassertank: 200 Liter
Größe Abwassertank: 200 Liter
Solarpanele: geschätzte 300Watt
Batterien: 800Ah (Second Hand aus Gabelstapler)
Generator: 650 Watt
Stromverbrauch pro Tag: geschätzt zwischen 5 A (Sommer) und 20 A Winter
Kühlschrank: Absorber (leider)
Heizung: Holzofen 5 KW
Dusche: Ja natürlich!
Sonstiges: WC, Backofen, Petroleumbeleuchtung
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Wie lange hast du den Iveco-Magirus 80-13a schon?
Seit dem Jahr 2000.
Lebst du dauerhaft im Iveco-Magirus 80-13a oder nur für die Dauer einer Reise?
Mein Leben ist eine Reise!
Aber wie bereits erwähnt habe ich schon lange vor meiner Abreise in meinem Wagen gewohnt.
Wie lange hast du am Iveco-Magirus 80-13a geschraubt und ihn ausgebaut bis du eingezogen, bzw. losgefahren bist?
Nun, ich hatte meine alte Wohnung kaputt gefahren. Somit bin ich augenblicklich eingezogen. Ausmisten, Feldbett reinstellen – wohnen, bzw. hausen.
Damals hatte ich einen geregelten Job und konnte somit nur nach Feierabend und an den Wochenenden am Wohnmobil arbeiten. Bis der TÜV anerkannt hat, dass es sich um ein Wohnmobil und nicht mehr um einen Pferdetransporter handelt hat ca. 3 Monate gedauert.
Danach habe ich dann eine kleine Reise nach Portugal unternommen und als ich wieder zurückkehrte, habe ich angefangen den ganzen Scheiß, den ich da so auf die Schnelle zusammengezimmert hatte, um eine bezahlbare KfZ Versicherung zu ergattern, wieder raus zu reißen und das vernünftig zu bauen.
Dabei habe ich mir aber Zeit gelassen und hauptsächlich dann gearbeitet, wenn der Spermüll oder andere alternative Bezugsquellen gerade das passende Material im Angebot hatten.
Ich würde mal sagen dass ich ca. 3 Jahre mehr oder weniger regelmäßig an der Karre rumgeschraubt habe, bis sie so war, wie sie auch heute noch ist.
Man wird halt nicht mit Erfahrungen geboren, sondern man muss sie machen. Und Erfahrungen im Wagen wohnen macht man nur, wenn man im Wagen wohnt. Von daher habe ich über viele Jahre immer wieder optimiert und umgebaut.
Warum reist du mit dem eigenen Fahrzeug?
Als ich Ende 2006 beschlossen habe, dass ich in Deutschland nicht mehr leben möchte, da war es eine nahe liegende Schlussfolgerung das Land mit der eigenen Wohnung zu verlassen.
Immerhin war da alles drin, was ich besessen habe und ich brauchte nur den Schlüssel herumzudrehen und abzufahren.
Wohin reist du? Wohin bist du schon gereist mit dem Iveco-Magirus 80-13a?
Als ich noch stationär in Deutschland lebte und einer geregelten Arbeit nachging, da hat mich mein Wagen häufig für ein verlängertes Wochenende an die Niederländische Küste oder ins Sauerland getragen.
Aber wie bereits erwähnt habe ich auch den Süden Europas unter die Räder genommen. 3 Monate, bis Portugal und zurück. Rückwirkend betrachtet ein ökologischer Wahnsinn ohne Gleichen und eine totale Geldverschwendung noch dazu. Ich habe ja mehr für Diesel ausgegeben als für Nahrung.
Seit 2007, also seit Anbeginn meines neuen Lebens, habe ich diese Länder in folgender Reihenfolge bereist:
Deutschland – Tschechien – Österreich – Slowenien – Kroatien – Bosnien Herzegowina – Kroatien – Montenegro – Albanien – Mazedonien – Griechenland – Türkei – Bulgarien – Rumänien – Moldawien – Transnistrien – Ukraine – Russland – Ukraine – Moldawien – Rumänien – Ungarn – Slowakei – Polen…
Das ist Stand 2014. Danach ging es natürlich noch weiter. Aber dort enden derzeit meine öffentlich verfügbaren Reiseberichte auf meiner Webseite. Alles was danach kommt liegt in einem passwortgeschützten Bereich, den ich VIP, also Verry Importent Petrol Sponsor, nenne. Und dieser Bereich – und alles was darin steht bleibt auch meinen Verry Importent Petrol Sponsors vorbehalten :)
Eins ist jedenfalls Fakt: Ich rolle auch heute noch über die Strassen der Welt.
Wie viele Kilometer fährst du pro Jahr mit dem Iveco-Magirus 80-13a?
In meinem Reisebericht Deutschland zeige ich ein Foto meines Tachos kurz nach meiner Abreise. Es zeigt einen Kilometerstand von 469.270 Kilometern. Gerade habe ich noch einmal geschaut. Derzeit steht da 489.143 Kilometer.
Der Counter auf meiner Webseite zeigt:
myhomeismycar.com – Nonstop unterwegs seit 9 Jahren, 3 Monaten und 8 Tagen
Schaltjahre einmal nicht berücksichtigt macht das 3.378 Tage on the road. Das ergibt nach Adam Riese eine tägliche Fahrleistung von 5,88 Kilometern. 5,88 Kilometer mal 365 Tage macht eine jährliche Fahrleistung von unglaublichen 2.147 Kilometern!
Wie lang war deine bisher längste gefahrene Strecke?
Von der albanischen Hauptstadt Tirane zum Griechisch-Bulgarischen Grenzübergang.
549 Kilometer in rund 21 Stunden.
Was für eine Horrorfahrt. Ich bin durch ganz Mazedonien geknallt, ohne es mir anzuschauen. Skopje, Ohrid, Bitola… einfach dran vorbeigescheppert!
Aber was tut man nicht alles aus Liebe :)
Normal mag ich Etappen von 20 – 50 Kilometern.
Wo übernachtest du normalerweise?
0% Campingplätze
0% Wohnmobilstellplätze
98% freie Plätze
2% bei Arbeitgebern oder Freunden
Wie lange bist du mit dem Iveco-Magirus 80-13a “autark”?
Wenn ich täglich 3 Liter Flüssigkeit zu mir nehme, dann reicht mein Wassertank für 67 Tage.
Aber wie bereits erwähnt, hat sich mein Wassertank als wenig praxistauglich erwiesen und kleine Kanister sind viel besser und die kann man in den Rucksack stecken und beim Wandern voll machen.
Ich habe 2 Gasflaschen. Jede einzelne reicht ca. 2 – 3 Monate. Strom kommt aus Solarzellen bzw. ich kaufe ihn in 5 Liter Kanistern an der Tankstelle.
Da ich auch schon mein Abwasser in tragbare Einheiten umgefüllt habe um es zu Fuß entsorgen zu gehen würde ich mal „Unbegrenzt“ antworten.
Aber es ist schon schön alle 6 oder 8 Wochen mal an einem Wasserhahn vorbeizufahren, an einem Gulli zur Abwasserentsorgung anzuhalten
und einen kurzen Stopp auf dem Lidl Parkplatz einzulegen.
Standzeiten von mehreren Monaten hatte ich während meiner Reise allerdings häufig und das funktioniert prima.
Wie oft wurdest du schon Opfer eines Gasüberfalls? Und wie reagierst du darauf?
Frag mich doch, wie oft ich schon dem Osterhasen begegnet bin. Ich schätze es gibt mehr eierlegende Osterhasen als Gasüberfälle.
So ein Quatsch!
Aber mir haben sie mal den Diesel abgelassen, meine Seitenscheibe eingeschlagen, die Starterbatterien gestohlen usw. – aber Gas war da nie im Spiel.
Nenne 4 Punkte, die an deinem Iveco-Magirus 80-13a einfach geil sind
Nach Hause kommen und daheim sein!
Egal ob Großstadt oder einsamer Nationalpark. Die Türe schließen und Zuhause sein, ganz egal wo auch immer das Zuhause gerade parkt. Ganz egal wie auch immer das Wetter ist. Das „Nach Hause kommen“ das Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit.
Der Domänname myhomeismycar leitet sich nicht ganz aus Zufall von dem Britischen Sprichwort „my home is my castel“, also „mein Zuhause ist meine Festung“ ab.
Eine Festung, ein Fixpunkt in den Weiten der Welt. Immer dabei, immer in der Nähe. Ein Rückzugsort, in dem ich mich, wenn ich will, tagelang verschanzen kann, ohne auch nur einen Fuß in die Welt da draußen setzen zu müssen.
Egal was draußen abgeht, egal was ich den Tag über erlebt habe. Egal ob ich mir bei einer Bärenbegegnung vor Angst fast in die Hose geschissen habe, oder mich bei einer Party dermaßen hab zulaufen lassen, dass ich kaum noch auf den Füßen stehen kann. Wenn ich die Türe von innen schließe, dann bin ich Daheim!
Und das ist das geilste an meinem Wagen überhaupt!
Ganz nebenbei kann er auch noch fahren. Cool oder??
Und im Winter ist es warm darinnen! Ich mag an dieser Stelle eine kurze Textpassage aus meinem Reisebericht Hohe Tatra zitieren. Damals hatte ich meinen Wagen alleine gelassen um mitten im Winter in einer Mehrtagestour auf einen 3.000er zu klettern. Als ich zurückkehre schreibe ich:
…als ich nach 3 Tagen mein Auto erreiche ist das Wasser im Hundenapf genauso steif gefroren, wie das in meinem Wassertank. Ich heize ein, schmeiße den Rucksack in die Ecke, esse etwas Vernünftiges und dann, als es schön warm in meinem Wagen ist, lege ich mich pennen.
Ist es schön ein Wohnmobil zu haben! Eine Heizung, eine weiche Matratze, kein Wind, der einem um die Ohren weht, keine Schneeflocken die einem ins Gesicht fallen, WARM, hatte ich das schon erwähnt? Ja, warm! Man kann nach Einbruch der Dunkelheit einfach eine Lampe anschalten und wenn man mal pinkeln muss, dann kann man das tun ohne den gefrorenen Urinstrahl vorne abbrechen zu müssen. Oh ja, so ein Wohnmobil ist warm. Aber ich glaube das hatte ich schon erwähnt…
Ich glaube das waren jetzt mehr als vier Dinge die an meinem Wagen einfach nur „geil“ sind.
Nenne 3 Punkte, die dich voll nerven
Steckdosenmangel!
Im Sommer fällt es nicht auf. Da lädt man seine Sachen über das 12 Volt Netz und es ist ja nie alles gleichzeitig leer.
Aber im Winter, wenn der Strom knapp ist, dann möchte man in der Zeit, in der der Stromerzeuger knattert natürlich auch all seine Kleinverbraucher laden. Und das werden immer mehr. Laptop, Reservelaptop, Tablet, Handy, Fotoapparat, GPS-System, Power Bank, Rasierer, Taschenlampenbatterien…und ich hab nur 3 Steckdosen in der Karre.
Als ich den gebaut habe, da gab es den ganzen Krempel auch noch nicht. Aber heute! Eine schöner 10er Leiste mit Steckdosen, irgendwo im Schrank. Das wäre geil!
Dummerweise bekomme ich das Kabel nicht mehr Unterputz und Aufputz mag ich nicht.
Und wo wir grad bei Steckdosen sind: Ne fest verbaute W-Lan Antenne auf dem Dach, deren USB Kabel irgendwo in einer hübschen USB Steckdose in Tischnähe endet. Und da die Zeiten immer moderner werden gleich noch ne GSM Antenne nebst Steckdose an der passenden Stelle daneben.
Mein nächster Wagen bekommt auch einen Flur! Eine kombinierte Flur/Badezimmer Lösung. Da kann man sich die dreckigen Schuhe und die tröpfelnde Jacke ausziehen, den Hund abfrottieren und ganz nebenbei entsteht eine Luftschleuse.
Jeder, der mal bei -40 Grad Starkwind auf der Haustüre stehen hatte, wird wissen, wie die Innenraumtemperatur abfällt wenn man diese Türe auch nur für 5 Sekunden öffnet.
Last but not least entsteht ein Vorraum, den man bei unbefugter Öffnung mit CS Gas fluten kann, ohne dass der ganze Wohnraum verseucht wird.
Ein vernünftiger Schaltkasten im Außenbereich. Mit 12 Volt, 230 Volt sowie Gassteckdose. Und natürlich mit einem Wasserhahn und fest eingebauten Außenlautsprechern. Selbstverständlich darf in dem Schaltkasten dann auch nicht das Bedienteil fehlen, um die Mukke laut und leise drehen zu können. Aber bei einem modernen Bluetooth System entfällt das Problem natürlich :)
Dann natürlich noch eine zeitgesteuerte Kaffeemaschine, die mich morgens um 10 mit frischem Kaffeeduft weckt.
Würdest du das gleiche Fahrzeug wieder kaufen?
Wenn ich eines Tages ein neues Fahrzeug brauche und ein Iveco 80-13a wieder das Fahrzeug ist, das mir das beste Preis-/Leistungsverhältnis zu haben scheint, dann würde ich keine Sekunde zögern wieder einen Iveco 80-13a zu kaufen.
Welches Fahrzeug wäre eine Alternative? Warum?
Ein Fahrrad!
Ein Fahrrad ist das einzige Fahrzeug mit dem ein Mensch, der über so wenig Finanzmittel verfügt wie ich, irgendwann einmal etwas tun kann das man wohl „overlanding“ nennt. Also das erreichen von Süd/Ost Asien auf dem Landweg.
In der Theorie komme ich da zwar auch mit meinem Auto hin (und würde da auch lieber mit meinem Auto hinfahren), in der Praxis werde ich aber von kriminellen Visabestimmungen in meinem Zeitplan eingeschränkt.
Nicht nur, dass ich so viel Geld für Sprit in einer so kurzen Zeit nicht auftreiben kann – ich habe ja auch keine Zeit mehr mir irgendetwas anzuschauen, wenn ich da so schnell durchgescheucht werde.
Mit einem Fahrrad ist das anders. Da schaue ich beim Fahren. Beim Autofahren fühle ich mich immer wie so ein Goldfisch im Glas. Man sitzt hinter Glasscheiben und draußen ist die Welt. Bei einem Fahrrad ist das anders.
Aber dann nur für den Zeitraum eine Reise. Denn einem Fahrrad fehlt definitiv die Möglichkeit des „nach Hause kommens“ und die ist mir sehr wichtig.
Danach wird es dann sicher wieder ein Wohnmobil. (oder ein Segelboot?!)
Wenn es ein Wohnmobil wird, dann wieder etwas, das in seiner Vergangenheit einmal ein Möbelkoffer war. Ob da jetzt vorne Volvo, Mercedes, MAN oder halt auch Iveco draufsteht, das ist mir völlig Latte.
Hattest du vorher schon andere Fahrzeuge? Welche? Warum hast du dich wieder getrennt?
Ja! Mein Kadett war mein erster Wagen. Getrennt habe ich mich, weil dem Wagen so Sachen wie Dusche, Bett und Küche fehlten.
Dann natürlich mein 508. Getrennt habe ich mich weil… also das war so:
Ich fahre so ganz entspannt durch die Gegend und plötzlich springt ein Baum auf die Fahrbahn. Ich habe noch gehupt, aber der Baum ist einfach mitten auf der Fahrbahn stehen geblieben. Am Ende war der Baum stärker als mein 508 und dann musste ich mich von dem Wagen trennen, weil er vorne ganz eigenartig ausschaute und auch nicht mehr fuhr.
Dann hatte ich noch so ein paar fahrende Schrotthaufen zum Arbeiten. Die Teile habe ich nur gekauft, weil ich sie zum Malochen brauchte und wenn da irgendwas dran kaputt gegangen ist, dann habe ich sie weggeschmissen und mir nen Neuen gekauft. Das waren so Autos in der Preiskategorie 200 Euro. Der Abschied von den Dingern viel mir nie schwer. PKW´s halt.
Hast du mit dem Iveco-Magirus 80-13a dein Traumreisemobil gefunden?
Auto ist Auto, die Dinger fahren alle.
Mir kommt es auf den Innenausbau an und den würde ich im Großen und Ganzen wieder so bauen wie ich ihn jetzt habe. Voll autark und im optischen Look einer Wohnung, nicht eines Wohnmobiles. Ein Paar Dinge würde ich natürlich anders machen. Siehe oben :)
Auch noch einiges mehr, aber das würde dann hier sicherlich den Rahmen sprengen.
Vielen Dank an Stefan.
Wenn du noch mehr über Stefan, den Iveco-Magirus 80-13a und seine Reisen erfahren möchtest, besuche seinen Blog My home is my car.
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Schade, hätte gerne noch einmal etwas von Stefan gelesen.
Ich habe viel zu selten auf seine Seite geschaut, jedoch immer mal
wieder.
(Mitch & Joutha – seit anfang 2013 unterwegs und zur Zeit in Schweden)
was wurde denn nun aus Stefan?
seine Seite ist abgeschaltet
und seine Mutter ließ ihn im Herbst 2017 erfolglos suchen
von der norwegischen Polizei..
weiß Jemand was?
Hallo Wolfgang! Wir kennen leider auch nur die Spekulationen… Schade, denn ich habe seine Berichte immer sehr gerne gelesen. :)
Das Leben ist immer eine Reise „wert“… Für immer , no doubt…
Viel Glück und Spaß auf deiner Reise, Stefan :)
Herrlich. War schon vorher mal auf Stefan’s Blog, weil mich Russland interessiert. Wunderbar
Hochachtung. Da gehört schon eine Große Portion Mut dazu ☀️